Die riesigen Brände, die seit Tagen in Israel wüten, werden zunehmend zu einem Politikum zwischen Israelis und Palästinensern. Israelische Medien sprechen bereits von einer «Feuer-Intifada» von Palästinensern. Deren Vertreter weisen solche Anschuldigungen zurück.
Die Polizei habe zwölf Männer als Verdächtige festgenommen, teilte ein Sprecher am Freitag mit. Er äusserte sich zunächst nicht zu möglichen Motiven. Hingegen hatte Polizeichef Roni Alscheich am Donnerstag gesagt: «Es ist davon auszugehen, dass die Fälle von Brandstiftung nationalistisch motiviert waren.»
Nach Meinung des Ministers für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, sind mehr als die Hälfte der Brände vorsätzlich verursacht worden. Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte, Brandstiftung sei Terror. «Jeder, der versucht, Teile des Staates Israel zu verbrennen, wird hart bestraft werden», sagte er nach Angaben seines Büros.
Unterstellungen zurückgewiesen
Vertreter der israelischen Araber wiesen Unterstellungen, jemand aus ihrer Gemeinschaft habe gezündelt, dagegen als rassistisch zurück. Der israelische Oppositionschef Isaac Herzog warnte angesichts der Verdächtigungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk davor, «Öl ins Feuer zu giessen».
Wasel Abu Jussef, Mitglied des PLO-Exekutivkomitees, bezeichnete die Anschuldigungen als «grundlos und unzutreffend». «Israelische Offizielle versuchen damit, die israelische Öffentlichkeit gegen die Palästinenser aufzuhetzen und nicht mehr.»
Ähnliche Kritik äusserte laut «Haaretz» Oppositionspolitiker Jussef Dschabarin: «Diese Anschuldigungen sind arrogant und unverantwortlich und stellen eine gefährliche und wilde Hetze gegen die arabische Bevölkerung dar.» Es seien auch arabische Gebiete betroffen gewesen. «Und das Feuer in Haifa unterscheidet auch nicht zwischen Juden und Arabern.»
Zehntausende in Sicherheit gebracht
Seit mehreren Tagen wüten in Israel Brände, auch in der Nähe von Jerusalem. In Haifa verbrachten tausende Menschen die Nacht auf Freitag nicht in ihren Häusern. Am Donnerstag waren rund 60’000 Menschen in der drittgrössten Stadt des Landes vor den Feuern in Sicherheit gebracht worden.
Am Freitagmorgen sagte ein Polizeisprecher, die Lage sei inzwischen «unter Kontrolle». «Aber die Dinge können sich ändern und sich entwickeln, während wir hier reden.» Die in Sicherheit gebrachten Einwohner dürfen vorerst nicht zurück in ihre Häuser.
Auch die Feuerwehr sprach vorsichtig von einer Entspannung der Lage. Aktuell würden insgesamt vier grössere Feuer in zwei Orten im Norden, in der Nähe von Jerusalem und in Haifa bekämpft.
Hilfe aus dem Ausland
Im Kampf gegen die Brände kamen am Freitag auch erste ausländische Löschflugzeuge zum Einsatz. Die EU aktivierte auf Anfrage Israels ihren Zivilschutz. Danach wird Spanien vier Löschflugzeuge entsenden, Frankreich bot zwei weitere sowie einen Erkundungsflieger an.
Zudem hatten unter anderem Russland, die Türkei sowie mehrere Mittelmeer-Anrainer wie Italien und Griechenland Löschflugzeuge zugesagt. Auch die Palästinensische Autonomiebehörde schickte 41 Feuerwehrleute sowie acht Löschfahrzeuge nach Haifa im Norden sowie nach Beit Meir im Zentrum des Landes.
Auch im Westjordanland gibt es seit Mittwoch Brände, unter anderem in der Nähe von Ramallah. Dort gab es allerdings nach Behördenangaben zunächst keine Menschen mit Rauchvergiftungen und keine Beschädigungen von Häusern.
In Israel und den Palästinensergebieten herrscht eine lange Trockenheit. Starke Winde fachen die Feuer weiter an.