Brasilien erlebt sein monumentales Debakel – 1:7!

Deutschlands Fussball-Nationalmannschaft steht zum achten Mal in einem WM-Final. Das Team von Coach Jogi Löw demütigt WM-Gastgeber Brasilien in Belo Horizonte im ersten Halbfinal mit 7:1.

Mit 16 Toren alleiniger WM-Rekordtorschütze: Miroslav Klose (Bild: SI)

Deutschlands Fussball-Nationalmannschaft steht zum achten Mal in einem WM-Final. Das Team von Coach Jogi Löw demütigt WM-Gastgeber Brasilien in Belo Horizonte im ersten Halbfinal mit 7:1.

64 Jahre nach dem «Maracanãzo» erlebte die «Seleção» die nächste geschichtsträchtige Niederlage an einer WM-Endrunde im eigenen Land. 58’141 Zuschauer wurden im Estadio Mineirão in Belo Horizonte Zeugen, wie Brasilien sein «Mineirãzo» erlebte. Das 1:7 war die höchste Niederlage in der 100-jährigen Geschichte der Confederação Brasileira de Futebol. Deutschland, das den höchsten WM-Sieg seit dem 8:0 gegen Saudi-Arabien 2002 feierte, siegte erstmals überhaupt auf brasilianischem Boden gegen den Gastgeber.

Nur ganz zu Beginn durften die in gelb gekleideten und frenetisch mitgehenden Zuschauer auf einen Erfolg ihrer Mannschaft hoffen, ab der 11. Minute und dem Führungstreffer von Thomas Müller, der nach einem Corner von Toni Kroos völlig alleinstehend seinen fünften Turniertreffer erzielte, spielte nur noch Deutschland. Und zwischen der 23. und 29. Minute legte die Mannschaft von Joachim Löw eine Demonstration ihrer noch immer vorhandenen spielerischen Stärke ab. Die Deutschen, die sich in der Runden zuvor gegen Frankreich und Algerien schwer getan hatten und spielerisch nicht überzeugen konnten, zerlegten die «Seleção» in einer Art und Weise, wie es einer brasilianischen Mannschaft noch nie widerfahren ist.

Der Auftakt in die perfekten sechs deutschen Minuten machte das 2:0 von Miroslav Klose, das nach einer herrlichen Kombination von Kroos über Müller und Klose fiel. Für den 36-jährigen Mittelstürmer war es im 136. Länderspiel der 71. Treffer und das 16. Tor an einer WM-Endrunde, womit er den Brasilianer Ronaldo, der als TV-Experte das Spiel verfolgte, als alleiniger Rekordtorschütze ablöste. Der überragende Kroos erhöhte danach innerhalb von 60 Sekunden von 2:0 auf 4:0 (23./24.), ehe Sami Khedira mit dem 5:0 noch vor Ablauf der aus deutscher Sicht überragenden ersten halben Stunde den Schlusspunkt setzte. Der eingewechselte André Schürrle sorgte mit einer Doublette (69./79.) für den höchsten Sieg in einem WM-Halbfinal, Oscar gelang in der 90. Minute immerhin noch der Ehrentreffer.

Vom ersten starken europäischen Widersacher wurden der Mannschaft von Luiz Felipe Scolari schonungslos die Limiten aufgezeigt. Nicht nur der verletzte Neymar, von dessen Ausfall in den Tagen vor dem Spiel in ersten Linie die Rede gewesen war, wurde beim Gastgeber schmerzlich vermisst, sondern vor allem auch Captain Thiago Silva. Der neu in die Mannschaft gekommene Dante war zusammen mit David Luiz gegen die deutsche Offensive massiv überfordert. Und im Mittelfeld erwischte Fernandinho einen rabenschwarzen Tag. Beim 0:2 und beim 0:3 sah der Mittelfeldspieler von Manchester City schlecht aus, vor dem 0:4 verlor er den Ball gegen den Torschützen Khedira stümperhaft.

Für den Rekordweltmeister Brasilien platzte mit der Niederlage gegen Deutschland auch beim zweiten Versuch der Traum vom WM-Titel im eigenen Land. 1950 war man im letzten Spiel der WM im Maracanã Uruguay überraschend 1:2 unterlegen. 64 Jahre später wurde die «Seleção» bereits auf dem Weg in das berühmteste Stadion der Welt auf brutale Art und Weise gestoppt. Die Mission von Scolari und seinen Spielern endete ausgerechnet dort, wo Brasilien in den Achtelfinals beim Sieg im Penaltyschiessen gegen Chile noch viel Glück beansprucht hatte.

Deutschland schaffte dank seinem überragenden Auftritt im vierten WM-Halbfinal in Folge, erstmals seit 2002 wieder in den Final einzuziehen. 2006 an der Endrunde im eigenen Land war Deutschland im Halbfinal mit Italien (0:2 n.V.) ebenso am späteren Weltmeister gescheitert wie 2010 in Südafrika, als Spanien das DFB-Team 1:0 besiegte. Löw, der beim DFB noch einen Vertrag bis 2016 besitzt, glich seine persönliche Halbfinal-Bilanz als Cheftrainer auf 2:2 aus. 2008 hatte Deutschland an der ersten Endrunde unter Löw den EM-Final erreicht, vier Jahre später scheiterte die Mannschaft an der EM in der Runde der letzten vier an Italien.

Im Final treffen die Deutschen am Sonntag im Maracanã in Rio de Janeiro auf den Sieger des zweiten Halbfinals zwischen Holland und Argentinien, der am Mittwoch in São Paulo gespielt wird.

Brasilien – Deutschland 1:7 (0:5)

Mineirão, Belo Horizonte. – 58’141 Zuschauer. – SR Rodriguez (Mex).

Tore: 11. Müller 0:1. 23. Klose 0:2. 25. Kroos 0:3. 26. Kroos 0:4. 29. Khedira 0:5. 69. Schürrle 0:6. 79. Schürrle 0:7. 90. Oscar 1:7.

Brasilien: Julio Cesar; Maicon, David Luiz, Dante, Marcelo; Fernandinho (46. Paulinho), Luiz Gustavo; Bernard, Oscar, Hulk (46. Ramires); Fred (70. Willian).

Deutschland: Neuer; Lahm, Boateng, Hummels (46. Mertesacker), Höwedes; Khedira (76. Draxler), Schweinsteiger; Müller, Kroos, Özil; Klose (58. Schürrle).

Bemerkungen: Brasilien ohne Neymar (verletzt) und Thiago Silva (gesperrt), Deutschland ohne Mustafi (verletzt). – Verwarnung: 68. Dante (Foul).

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