Der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik hat nach eigenen Angaben weitaus mehr Menschen töten wollen als seine 77 Opfer. Er habe die gesamte Regierung und sämtliche Menschen auf der Insel Utøya umbringen wollen, sagte er am Donnerstag vor Gericht. Auf seine Tat bereitete er sich nach eigenen Worten schon 2006 vor – unter anderem mit Videospielen.
Neben der knapp eine Tonne schweren Bombe im Regierungsviertel von Oslo habe er ursprünglich weitere Anschläge in der norwegischen Hauptstadt geplant. Ins Auge gefasst habe er unter anderem den Sitz der Zeitungen „Aftenposten“ und „Dagsavisen“, das Parlament und das Rathaus und das Königsschloss und ein in Oslo bekanntes besetztes Haus.
Er habe geplant, die ganze Regierung einschliesslich Ministerpräsident Jens Stoltenberg zu töten. Er habe „so viele Menschen wie möglich hinrichten“ wollen.
Er habe es jedoch nicht geschafft, mehr als eine Bombe zu bauen. Daher habe er eines der Ziele auswählen müssen. Zusätzlich habe er sich für ein Massaker entschieden.
„Das attraktivste Ziel wäre die internationale Journalisten-Konferenz Skup gewesen“, sagte der 33-Jährige am vierten Prozesstag. Diesen Plan habe er aus Zeitgründen aber nicht realisieren können.
Hinrichtung nach Al-Kaida-Vorbild
Stattdessen fuhr Breivik zum Jugendlager der Sozialdemokraten auf Utøya und tötete 69 Menschen. Sein Ziel sei es gewesen, alle Insassen des Lagers zu töten, sagte Breivik. Damals befanden sich 569 Menschen auf der Insel.
Utøya sei zu dem Zeitpunkt das „politisch attraktivste Ziel gewesen“. „Ich bin kein Kindermörder. Ich denke aber, dass alle politischen Aktivisten, die sich dem Kampf für eine multikulturelle Gesellschaft verschrieben haben (…) ein legitimes Ziel sind“.
Zudem wollte Breivik auf Utøya auch die ehemalige Regierungschefin Gro Harlem Brundtland entführen und enthaupten. Sie hatte das Jugendlager aber bereits verlassen, als der Rechtsextremist am 22. Juli dort eintraf.
Die Enthauptung der einstigen Vorsitzenden der Arbeiterpartei habe er filmen und anschliessend im Internet veröffentlichen wollen, sagte Breivik. Zu diesen Plänen hätten ihn Enthauptungen inspiriert, die vom Terrornetzwerk Al-Kaida verübt würden.
Vorbereitung mit Videospielen
Auf die Anschläge vorbereitet hat sich Breivik nach eigenen Angaben schon seit Jahren. 2006 habe er ein Jahr lang bei seiner Mutter gelebt und dort bis zu 17 Stunden täglich das Videospiel „World of Warcraft“ gespielt.
Er habe sich dieses „Hobby“ gegönnt, um sich vor seinem erwarteten Tod im Kampf gegen die „Islamisierung“ Europas einen Lebenstraum zu erfüllen. Gleichzeitig habe er sich mit Hilfe des Spiels geistig auf seine spätere Tat eingestellt.