Grossbritannien steht erstmals seit 1978 wieder im Davis-Cup-Final. In Glasgow gewinnt Andy Murray gegen Australien beide Einzel und an der Seite seines älteren Bruders Jamie auch das Doppel.
Grossbritannien, oder besser gesagt Schottland, erreichte den Final vor 8500 begeisterten Fans dank eines überragenden Andy Murray. Den wichtigsten Schritt für die Briten machte Murray am Samstag, als er mit Jamie Murray ein dramatisches Doppel gewann. Im vierten Satz hatten die Murray-Brüder gegen das ungleiche australische Duo mit dem Aufschlag-Weltrekordler Sam Groth und dem Routinier Lleyton Hewitt einen Matchball vergeben, ehe sie sich schliesslich im fünften Satz nach fast vier Stunden doch noch durchsetzten.
«Das war ein unglaubliches Spiel», zeigte sich Andy Murray überwältigt. Vor allem nach der Enttäuschung im vierten Satz sei es schwierig gewesen, nicht den Fokus zu verlieren. «Aber wir haben uns weiter Chancen erarbeitet und sind zusammen gestanden, wie das Brüder tun sollten.» Am Sonntag musste Andy Murray (ATP 3) gegen Bernard Tomic (ATP 23) vergleichsweise geringen Widerstand brechen. Der Australier bekam nur kurz Oberwasser, als er im ersten Satz nach einem 2:5-Rückstand noch zum 5:5 ausglich. Danach gewann er aber bloss noch vier von achtzehn Games.
Der letzte von insgesamt neun Davis-Cup-Titeln Grossbritanniens geht auf das Jahr 1936 zurück, als der legendäre Fred Perry die Briten zum Sieg führte. Noch vor vier Jahren dümpelten die Briten (damals ohne Andy Murray) in der Europazone II herum und massen sich mit Gegnern wie Luxemburg, Litauen oder Tunesien. Nun führte sie Andy Murray in den Final, obwohl der zweite Einzelspieler, Daniel Evans, in der Weltrangliste lediglich Platz 300 einnimmt.
Dort treffen die Briten vom 27. bis 29. November auswärts auf Belgien, das in der 1. Runde gegen die Schweiz ohne Federer und Wawrinka nur mit grosser Mühe 3:2 gewonnen hat. Die Belgier besiegten im Halbfinal die Argentinier, die weiter auf ihren ersten Triumph im Davis Cup warten müssen, nach einem 1:2-Rückstand nach dem Doppel mit 3:2. Die Weltnummer 15 David Goffin gewann standesgemäss beide Einzel. Steve Darcis (ATP 64) setzte sich im entscheidenden letzten Einzel gegen Federico Delbonis (ATP 65) mit 6:4, 2:6, 7:5, 7:6 (7:3) durch. «Für mich war das mit Abstand der wichtigste Sieg meiner Karriere», so Darcis. Vor drei Jahren trafen die Briten und Belgier in Glasgow in der Europazone aufeinander, damals setzten sich die Belgier mit 4:1 durch, wobei bei den Briten Andy Murray nicht spielte. Belgien steht zum zweiten Mal im Davis-Cup-Final. Vor 111 Jahren verlor man an der Worple Road in Wimbledon gegen Grossbritannien 0:5.
In den Auf-/Abstiegs-Playoffs siegten neben der Schweiz auch Tschechien, Italien, die USA, Polen, Deutschland, Japan und Kroatien. Keine Probleme bekundete Spanien mit Rafael Nadal und David Ferrer, um in Dänemark den Abstieg in die Europazone II zu verhindern. Nadal besiegte Mikael Torpegaard, die Weltnummer 909 der Welt, und gewann an der Seite von Fernando Verdasco auch das Doppel.