Trotz anziehender Wirtschaft hält die britische Notenbank die Zinsen niedrig. Der Schlüsselzins bleibt auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent, wie die Bank of England (BoE) am Donnerstag nach der Sitzung des geldpolitischen Ausschusses in London mitteilte.
Auch das seit längerem ruhende Anleihenkaufprogramm mit einem Volumen von 375 Milliarden Pfund (rund 555 Mrd. Fr.) wird nicht aufgestockt. Zentralbankchef Mark Carney will nach eigenen Angaben erst dann eine Zinserhöhung ins Auge fassen, wenn sich der Aufschwung gefestigt hat.
An den Märkten wird daher frühestens Ende des Jahres mit der Zinswende gerechnet. Damit würde die BoE aber voraussichtlich zu den ersten Notenbanken der Industrieländer gehören, die ihre Geldpolitik straffen. In der Euro-Zone und den USA wird allgemein erst im nächsten Jahr mit einer Zinserhöhung gerechnet.
Carney hat die bisherige Koppelung der Leitzinsen an die Arbeitslosenquote aufgelöst und konzentriert sich bei seiner Lagebeurteilung künftig stärker auf den Auslastungsgrad der Wirtschaft. Er reagierte damit auf die Erholung am Arbeitsmarkt, die schneller als von der Notenbank erwartet verläuft.
Anders als in der Euro-Zone herrscht in Grossbritannien zudem annähernd Preisstabilität. Die Kosten für die Lebenshaltung erhöhten sich im Januar nur um 1,9 Prozent. Die BoE sieht stabile Preise bei einer Jahresteuerung von 2,0 Prozent gewährleistet.
Die Weichen stehen somit weiter auf Wachstum: Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut Grossbritannien in diesem Jahr ein Plus von 2,4 Prozent zu. 2013 legte die britische Wirtschaft mit 1,9 Prozent so kräftig zu wie seit sechs Jahren nicht mehr.