Die britische Wirtschaftsleistung ist im letzten Quartal 2012 erneut zurückgegangen. Das Bruttoinlandsprodukt für die Monate Oktober bis Dezember fiel um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Die Regierung selbst befürchtet, dass die Sparmassnahmen zur Haushaltssanierung zu hart gewesen sein könnten.
Grossbritanniens Wirtschaftsleistung brach im Schlussquartal 2012 insgesamt stärker ein, als Wirtschaftsexperten vorausgesagt hatten. Die meisten Fachleute hatten mit einem leichten Rückgang von 0,1 Prozent gerechnet.
Auf Jahresbasis blieb die Wirtschaftsleistung im Vergleich zu 2011 konstant, wie die staatliche Statistikbehörde ONS am Freitag mitteilte. Damit liegt das Land heute unter dem Stand von 2006. Die Staatsverschuldung liegt nach Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IWF) bei über 88 Prozent.
Wachstum wäre unabdingbar für den Schuldenabbau, der nach Angaben von Finanzminister George Osborne langsamer vorangeht als geplant. Die Ratingagenturen drohen Grossbritannien inzwischen mit dem Verlust der Bestnote AAA.
Vor dem Nullwachstum 2012 hatte Grossbritannien im Jahr 2011 nur ein schwaches Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes verzeichnen können. Wirtschaftsexperten befürchten, dass das Land erneut in eine Rezession zurückfallen könnte.
Sparrunde kontraproduktiv
Vizepremier Nick Clegg mahnte als erstes Mitglied der konservativ-liberaldemokratischen Regierung, dass die Kürzungen zum Abbau des immensen britischen Schuldenberges kontraproduktiv gewesen sein könnten. Die Einschnitte seien „zu schnell und zu tief“ erfolgt, sagte Clegg in einem Interview. Es müssten jetzt mehr Investitionen in die Infrastruktur freigesetzt werden.
Der jüngste Einbruch im vierten Quartal 2012 ist vor allem auf einen Rückgang in der Industrieproduktion und auf eine Stagnation bei den Finanzdienstleistungen zurückzuführen, wie die ONS berichtete.
Das vergleichsweise starke Wachstum im dritten Quartal war demnach auf den Boom durch die Olympischen Spiele 2012 in London zurückzuführen. Allein der Ticket-Verkauf habe die Wirtschaft wachsen lassen.
Die Regierung versucht seit Monaten, die Wirtschaft mit Sonderprogrammen in Schwung zu bringen – etwa durch Erleichterungen für den Hausbau und erleichterte Kreditvergabe. Die britische Zentralbank hatte versucht, mit Anleihekäufen die Notenpresse anzuwerfen.
Der Finanzexperte der oppositionellen Labour-Partei warf Premierminister David Cameron und seinem Finanzminister Osborne dennoch vor, sie seien „am Steuer eingeschlafen.“