Bruder des albanischen Premiers soll Drohne geflogen haben

Nach dem abgebrochenen Spiel zwischen Serbien und Albanien ist der Bruder des albanischen Regierungschefs Edi Rama im Stadion festgenommen worden. Olsi Rama soll die Drohne geflogen haben, die kurz vor dem Abbruch zum Spielunterbruch geführt hat.

Sorgte sein Bruder für den Spielabbruch? Albaniens Premier Edi Rama (Bild: sda)

Nach dem abgebrochenen Spiel zwischen Serbien und Albanien ist der Bruder des albanischen Regierungschefs Edi Rama im Stadion festgenommen worden. Olsi Rama soll die Drohne geflogen haben, die kurz vor dem Abbruch zum Spielunterbruch geführt hat.

Nach den Zusammenstössen beim EM-Qualifikationsspiel zwischen Serbien und Albanien am Dienstag in Belgrad ist der Bruder des albanischen Regierungschefs Edi Rama im Stadion festgenommen worden. Das berichtete der serbische TV-Sender RTS unter Berufung auf die Polizei.

Olsi Rama soll die Drohne nach Angaben des serbischen Innenministeriums von seiner VIP-Loge aus per Fernbedienung gesteuert haben. Der nach dem Zwischenfall zunächst festgenommene Rama, der Medienberichten zufolge auch einen US-Pass besitzt, konnte schliesslich aber zusammen mit der albanischen Mannschaft nach Tirana zurückreisen. Weshalb Rama nicht in Gewahrsam genommen werden konnte, wurde in Belgrader Justizkreisen mit dem seit gut einem Monat anhaltenden Anwältestreik begründet.

Auslöser der Krawalle war ein Zwischenfall in der 42. Minute, als eine Drohne mit einer grossalbanischen Flagge über das Stadion in Belgrad hinwegflog. Olsi Rama soll die Drohne vom VIP-Bereich aus per Fernbedienung gesteuert haben.

Der Beschuldigte bestreitet das: «Ich habe mit der Drohne nichts zu tun. Ich weiss nicht, wo diese Geschichte herkommt. Ich bin auch weder festgenommen noch verhört worden», sagte Olsi Rama.

«Die genauen Umstände» würden nun der Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer der UEFA gemeldet, teilte die Europäische Fussball-Union noch am Dienstagabend auf ihrer Internetseite mit. Die UEFA wartet auf die Sonderberichte des englischen Schiedsrichters Martin Atkinson und der offiziellen Spielbeobachter. Erst dann könne über das weitere Vorgehen informiert und der Termin für die Anhörung vor der Disziplinarkommission bekanntgegeben werden, sagte ein UEFA-Sprecher am Mittwoch.

Der englische Unparteiische Martin Atkinson unterbrach kurz vor der Halbzeit beim Stand von 0:0 zunächst die Partie. Der serbische Bundesliga-Profi Stefan Mitrovic vom SC Freiburg riss die Fahne an sich, woraufhin albanische Spieler auf ihn losgingen. Aufgebrachte serbische Zuschauer stürmten aufs Spielfeld und attackierten albanische Spieler, die sich in die Umkleideräume retten wollten. Die Partie wurde nach dem politischen Eklat nicht wieder angepfiffen.

Nach einer Stunde Unterbrechung kehrten die serbischen Fussballer noch einmal kurz auf den Rasen zurück, um sich von ihren Fans zu verabschieden. Nach serbischen Berichten sollen sich die albanischen Spieler geweigert haben, das Match fortzusetzen. Sie hätten als Bedingung verlangt, dass alle Zuschauer das Stadion verlassen.

Mit Ausschluss gedroht

Auf Empfehlung der UEFA waren keine albanischen Anhänger zu dem Länderspiel gereist, hatte der albanische Verband am Montag mitgeteilt. Im Gegenzug würden auch keine serbischen Fans zum Rückspiel im nächsten Jahr nach Tirana reisen. Darauf hätten sich die nationalen Verbände geeinigt. Allerdings waren einige wenige albanische Fans privat nach Belgrad gereist.


Die TV-Bilder zum Skandal.

Es waren nicht die ersten gewalttätigen Ausschreitungen mit Beteiligung Serbiens. Kurz vor Ende und nach dem Schlusspfiff der U21-Partie gegen England am 16. Oktober 2012 in Belgrad war es zu Randalen auf den Rängen sowie handgreiflichen Auseinandersetzungen auf dem Rasen gekommen. Die englischen Spieler beklagten dabei, auch rassistisch beleidigt worden zu sein.

Schon im Februar 2011 hatte UEFA-Präsident Michel Platini Serbien bei weiteren Krawallen mit dem Ausschluss von kontinentalen Wettbewerben gedroht. Im Oktober 2010 war das EM-Qualifikationsspiel gegen Italien in Genua wegen der Randale serbischer Anhänger abgebrochen worden.


Ein Video der Geschehnisse auf dem Rasen.

Wie die serbische Boulevardzeitung «Blic» berichtet, ist am Dienstagabend ein bekanntes Gesicht von 2010 aufs Feld gerannt: Ivan Bogdanov. Er ist der Öffentlichkeit seit dem Spielabbruch im Spiel zwischen Italien und Serbien 2010 in Genua bekannt, als er massgeblich an den Randalen beteiligt war. Dieses Mal scheint er allerdings nur am Rande involviert gewesen zu sein.



An dieser Fahne, die für ein vereinigtes Gross-Albanien steht, entzündet sich der Konflikt. Sie flog, von einer Drohne gezogen, durch das Stadion in Belgrad.

An dieser Fahne, die für ein vereinigtes Gross-Albanien steht, entzündet sich der Konflikt. Sie flog, von einer Drohne gezogen, durch das Stadion in Belgrad. (Bild: Reuters/Marko Djurica)



… eilen sofort albanische Spieler heran. Unter den ersten: der Basler Taulant Xhaka (l.).

… eilen sofort albanische Spieler heran. Unter den ersten: der Basler Taulant Xhaka (l.). (Bild: EPA/Srdjan Suki)



Es kommt zum Handgemenge zwischen den Spielern. Xhaka wird schnell abgedrängt.

Es kommt zum Handgemenge zwischen den Spielern. Xhaka wird schnell abgedrängt. (Bild: MARKO DJURICA)



Schliesslich bekommen die Albaner die Fahne in ihre Hände.

Schliesslich bekommen die Albaner die Fahne in ihre Hände. (Bild: EPA/Srdjan Suki)



Bekim Balaj ist es, der mit der Fahne zur Seitenlinie eilen will.

Bekim Balaj ist es, der mit der Fahne zur Seitenlinie eilen will. (Bild: Reuters/Marko Djurica)



Doch auf dem Weg dorthin wird er von serbischen Spielern verfolgt – und von einem Zuschauer mit einem Klappstuhl angegriffen.

Doch auf dem Weg dorthin wird er von serbischen Spielern verfolgt – und von einem Zuschauer mit einem Klappstuhl angegriffen. (Bild: Reuters/Marko Djurica)



Albanische und serbische Spieler liefern sich ein Handgemenge. Dazu kommen Fans – und der Ordner mit der gelben Weste wird gleich den am Boden liegenden albanischen Spieler angreifen (vgl. zweites Video).

Albanische und serbische Spieler liefern sich ein Handgemenge. Dazu kommen Fans – und der Ordner mit der gelben Weste wird gleich den am Boden liegenden albanischen Spieler angreifen (vgl. zweites Video). (Bild: Reuters/Marko Djurica)



Schliesslich stürmt Ivan Bogdanov, der serbische Ultra-Führer, mit seinen Kumpels das Feld. Er war 2010 massgeblich am Abbruch des Spiels Italien–Serbien beteiligt gewesen.

Schliesslich stürmt Ivan Bogdanov, der serbische Ultra-Führer, mit seinen Kumpels das Feld. Er war 2010 massgeblich am Abbruch des Spiels Italien–Serbien beteiligt gewesen.



Zuschauer griffen die albanischen Spieler an. Hier wird Mergim Mavraj attackiert.

Zuschauer griffen die albanischen Spieler an. Hier wird Mergim Mavraj attackiert. (Bild: Reuters/Marko Djurica)



Schliesslich flüchten die Albaner in den Spielertunnel und kommen nicht mehr aufs Feld zurück.

Schliesslich flüchten die Albaner in den Spielertunnel und kommen nicht mehr aufs Feld zurück. (Bild: Reuters/Marko Djurica)

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