Bei der Suche nach möglichen Komplizen des Serienattentäters von Toulouse ist der ältere Bruder von Mohammed Merah in den Mittelpunkt der Untersuchungen gerückt. Gegen Abdelkader Merah wurde am Sonntagabend Anklage wegen Komplizenschaft erhoben.
Nach der Anklage-Erhebung wurde der 29-Jährige in Untersuchungshaft genommen, wie in Paris aus Justizkreisen verlautete. Abdelkader Merah werde Komplizenschaft bei der Vorbereitung von Terrorakten vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft in Paris bereits im Verlaufe des Tages mit. Ausserdem werde ihm Diebstahl zur Last gelegt.
Nach Angaben der Polizei hatte der 29-Jährige zuvor zugegeben, beim Diebstahl des Motorrollers zugegen gewesen zu sein, mit dem sein 23-jähriger Bruder Mohammed unterwegs war, als er sieben Menschen erschoss.
Abdelkader Merah sagte zudem nach Angaben aus Polizeikreisen, er habe seinen Bruder zu einem Motorrad-Händler begleitet. Dort habe sich Mohammed erkundigt, wie die GPS-Ortung des Navigationsgeräts des gestohlenen Motorrollers ausgeschaltet werden könne.
Der Händler gab dagegen an, Mohammed Merah sei am 6. März allein in seinem Laden gewesen. Er habe ihm keine Auskunft gegeben zum Abschalten der GPS-Ortung.
Sprengstoff gefunden
Nach Angaben der Polizei zeigte sich Abdelkader Merah bei der Vernehmung am Samstag zudem „stolz“ angesichts der Taten seines Bruders. Er gab aber an, von den Angriffsplänen nichts gewusst und ihm dabei nicht geholfen zu haben. Auch Abdelkaders Anwältin Anne-Sophie Laguens sagte am Abend, ihr Mandant habe nichts gewusst. Er sei aber auch nicht stolz auf die Taten seines Bruders.
Die Ermittler gehen davon aus, dass auch Abdelkader zur Islamistenszene gehört. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat die Polizei Sprengstoff in seinem Auto gefunden.
Wie sein Bruder Mohammed war er im Visier der Sicherheitsbehörden. Abdelkader soll 2007 geholfen haben, islamistische Kämpfer in den Irak zu schmuggeln.
Abdelkader Merah war am Mittwoch zusammen mit seiner Lebensgefährtin in ihrem Haus südlich von Toulouse festgenommen worden und befand sich seitdem in Polizeigewahrsam.
Am Sonntagmorgen lief die bei Terrorfällen gültige 96-stündige Frist ab, nach der Verdächtige angeklagt oder freigelassen werden müssen. Zwei Stunden vor Ablauf der Frist wurde die Lebensgefährtin aus der Haft entlassen. Die Mutter des Attentäters war bereits am Freitagabend freigekommen. Sie sei von den Ereignissen „erschüttert“, teilte ihr Anwalt mit.