Ein Roman über eine jüdisch-arabische Liebe soll an israelischen Oberschulen nicht im Literaturunterricht behandelt werden. Das Buch «Borderlife» der Autorin Dorit Rabinyan sei vom Erziehungsministerium als untauglich eingestuft worden.
Das berichtete die israelische Zeitung «Haaretz» am Donnerstag. Als Begründung für die Entscheidung des Ministeriums hiess es unter anderem: «Intime Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden bedrohen die getrennten Identitäten.» Jugendliche hätten noch nicht die Fähigkeit, die Gefahr der Assimilierung einzuschätzen.
Chef des Bildungsministeriums ist Naftali Bennett, der Vorsitzende der nationalreligiösen Partei Jüdisches Heim. Bennett verteidigte am Donnerstagabend zwar die Entscheidung, stellte aber zugleich klar, dass er nicht daran beteiligt gewesen sei.
Von Kommission empfohlen
Im Buch geht es um die schwierige Liebe zwischen einer jüdischen Israelin und einem Palästinenser. Auf Hebräisch heisst der Roman «Gader chaja» – wörtlich übersetzt bedeutet das soviel wie lebender Grenzzaun.
Es soll nicht in die Bücherliste für Oberschulen aufgenommen werden, obwohl der für den Literaturunterricht zuständige Repräsentant Schlomo Herzog sowie ein Expertenausschuss dies ausdrücklich empfohlen hatten.
«In all den Jahren meiner Karriere ist mir so etwas noch nie untergekommen», sagte Herzog zu der Entscheidung. Auch viele Literaturlehrer hatten den Wunsch geäussert, im Unterricht über das Buch zu sprechen.
Die Autorin Rabinyan sagte laut «Haaretz», es sei «ironisch, dass ein Buch, das sich mit der jüdischen Furcht vor Assimilierung auseinandersetzt, jetzt aufgrund dieser selben Angst disqualifiziert wird».
Zudem fügte sie an: «Offenbar glaubt irgendjemand im Bildungsministerium weiter daran, dass Literatur die Macht hat, die Dinge im formbaren Bewusstsein der Jugend zu ändern (…), das scheint mir ein Anlass für Optimismus zu sein.» Die Autorin war für das Werk mit dem Bernstein-Preis für hebräische Literatur ausgezeichnet worden.
Kritik von anderen Autoren
Israelische Autoren reagierten empört auf die Entscheidung. Sami Michael sprach von einem «schwarzen Tag für die hebräische Literatur» und Meir Shalev empfahl Schülern, das Buch einfach in ihrer Freizeit zu lesen.
Der international renommierte Autor und Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, Amos Oz, warb in einer lakonischen Stellungnahme dafür, auch die Bibel auf den Index zu setzen, wenn es um das Problem von «sexuellen Beziehungen» zwischen Juden und Nicht-Juden gehe.
«Haaretz»-Kommentator Alon Idan warf der Behörde vor, «die Reinheit des jüdischen Bluts schützen» zu wollen und eine «institutionalisierte Rassentheorie» zu vertreten. Auf den Punkt gebracht könne es nur eine Interpretation der Haltung des Ministeriums geben: «Juden und Arabern ist Sex miteinander verboten.»