Economiesuisse-Präsident Gerold Bührer lässt an der Energiepolitik der Landesregierung kein gutes Haar. Anstatt transparent aufzuzeigen, dass der Atomausstieg zu schmerzhaften Eingriffen führe, versuche man in homöopathischen Dosen Erkenntnisse offenzulegen.
Dies sagte der Präsident des Wirtschaftsdachverbandes in einem Interview mit dem „Sonntag“. Ihm sei schleierhaft, wie es beim Betrieb von Gaskraftwerken keine negativen Effekte für das Klima geben soll. Eine Reduktion des Energieverbrauchs erachte er mit Blick auf das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum als „nicht plausibel“.
Immerhin habe der Bundesrat vergangene Woche zu erkennen gegeben, dass die Kosten für einen Atomausstieg wesentlich höher sein werden, als im letzten Mai dargelegt. „Die Zahlen werden sicherlich am Schluss noch viel höher ausfallen“, sagte Bührer.
Massiv werde die Kostensteigerung auch bei der Netzinfrastruktur sein. Sofern die angepeilte Energiewende nicht zu vernünftigen Kosten umgesetzt werden könne, gefährde sie mehr Arbeitsplätze, als neue geschaffen würden, meint Bührer im Interview.
Gemäss Bührer muss die Weiterentwicklung der Nukleartechnologie weiterverfolgt werden. Sollte hier punkto Sicherheit ein eigentlicher Quantensprung möglich sein, müsse die Frage nach neuen Kernkraftwerken neu beurteilt werden.
Axpo muss erst 2017 entscheiden
Etwas diplomatischer äussert sich Axpo-Chef Heinz Karrer zu den Energiezielen des Bundesrates bis 2050 in einem Interview mit dem „SonntagsBlick“. Dem Bundesrat sei es gelungen, Vision und Pragmatismus zu kombinieren. 2050 sei aber noch sehr weit weg.
Ob die Axpo ihre beiden AKW-Blöcke in Beznau schon 2020 vom Netz nehme, ist für Karrer eine Frage der Sicherheit. Wenn sie 2017 nicht mehr als sicher bezeichnet würden, kämen sie vom Netz. Wenn sie noch sicher seien, würden sie „hoffentlich weiterbetrieben“.
Die Axpo müsse jede Option durchdenken. Man investiere weiter in Beznau, bereite aber auch den möglichen Bau eines Gaskraftwerkes vor. Diesen Investitionsentscheid müsse die Axpo jedoch nicht heute, sondern frühestens 2017 fällen.
Der Entscheid über den Bau eines Gaskraftwerkes hänge vom bilateralen Stromabkommen der Schweiz mit der EU ab. Erst nach dem Anschluss an den Emissionshandel mit der EU könne man europaweit CO2-Zertifikate erwerben und den CO2-Ausstoss kompensieren. Ohne dies seien die wirtschaftlichen Voraussetzungen gar nicht gegeben.