Sébastien Buemi ist neuer Formel-E-Weltmeister. Der 27-jährige Schweizer überholt im letzten Rennen in London den zuvor mit drei Zählern führenden Brasilianer Lucas Di Grassi.
Dramatischer hätte die Entscheidung am Schlusswochenende nicht fallen können. Vor dem ersten Rennen in London hatte Di Grassi einen Zähler Vorsprung auf Buemi. Weil beide Titelanwärter in der Qualifikation Wetterpech hatten, kamen sie für den Sieg nicht in Frage, klassierten sich am Samstag im 4. und 5. Rang, womit Buemi drei Zähler zurücklag.
Diesen Rückstand holte der 56-fache Formel-1-Starter und Langstrecken-Weltmeister von 2014 dank der Pole-Position am Sonntag auf. Bei Punktgleichheit hätten die besseren Klassierungen entschieden. Beide Titelanwärter gewannen drei Saisonrennen und landeten je zweimal auf Rang 2. Bei den dritten Rängen lag jedoch Di Grassi im Vorteil (2:1).
Di Grassis übles Foul
Doch Buemi startete vom besten Startplatz aus als Favorit ins Rennen am Sonntag, zumal sein Teamkollege Nicolas Prost WM-Leader Di Grassi um 27 Tausendstelsekunden auf Trainingsrang 3 verwiesen hatte und so als «Puffer» auftreten konnte. Doch schon wenige hundert Meter nach dem Start auf dem engen Kurs im Battersea Park krachte es. Di Grassi kämpfte sich an Prost vorbei und donnerte voll ins Heck von Buemi.
Beide Autos waren nach diesem üblem Foul des Brasilianers schrottreif. Doch weil in dieser Elektroserie ein Autowechsel Pflicht ist, mussten nach dem Neustart, welche beide von den letzten Plätzen aus in Angriff nahmen, die zwei Bonuspunkte für die schnellste Runde über den Titel entscheiden.
Titel dank schnellster Runde
Diese schnellste Runde gelang schliesslich Buemi im Renault e.dams mit 1:24,150 Minuten in der vorletzten von 33 Runden. Für den nicht klassierten Buemi war es aber erst seine 16. Rennrunde, da er wie auch Di Grassi (gab nach seiner 18. Runde an 14. Stelle liegend auf) längere Zeit nur an den Boxen wartete, bis die Gelegeheit für eine schnelle Runde günstig war. Dieser Titel ist für Buemi mehr als nur ausgleichende Gerechtigkeit: Vor einem Jahr hatte er die WM um einen Punkt gegenüber Nelson Piquet jr. verloren.
Und vor zwei Wochen sah er bis drei Minuten vor Schluss des 24-Stunden-Klassikers in Le Mans wie der sichere Sieger aus, als sein japanischer Teamkollege Kazuki Nakajima im Toyota mit einem Defekt in der Schlussrunde stehen blieb und Neel Jani im Porsche den prestigeträchtigen Triumph erbte.
Sieger des letzten Rennens in London wurde wie schon am Samstag Nicolas Prost vor Daniel Abt und Jérôme D’Ambrosio. Die neue, 14 Rennen umfassende Saison beginnt am 9. November in Hongkong und endet Ende im Juli 2017 mit einer Doppelveranstaltung in New York.