Immer mehr Neugierige wollen das Wolfsrudel am Calanda in Graubünden sehen. Doch zu viele Besucher stressten nicht nur die Wölfe, sondern auch andere Wildtiere, gab das Bündner Amt für Jagd und Fischerei am Mittwoch in einer Mitteilung zu bedenken.
Vor allem das Füttern der Wölfe sei strikt zu unterlassen. „Ein gefütterter Wolf ist früher oder später auch ein toter Wolf“, sagte der Wildbiologe Hannes Jenny in einem Video der Behörde. Derzeit seien die Wolfsjungen nicht an Menschen gewöhnt. Wölfe, die menschlichen Geruch mit Nahrung verbinden, hätten keine Angst mehr vor Menschen und würden unberechenbar – was oft mit ihrem Abschuss endet.
Auch zu viele Besuche ohne Futter sind laut Jenny problematisch. „Wir sind vehement dagegen, dass ein Wolfstourismus entsteht“, sagte er. Die Bedingungen für das Schalenwild seien allein durch die Anwesenheit der Wölfe schon schwieriger.
Gegen von Privaten aufgestellte Fotofallen sei nichts einzuwenden, wenn Spaziergänger nicht gestört würden, schrieb das Amt. Auf keinen Fall dürften aber an Fotofallen Köder und Lockmittel ausgelegt werden. Das Amt bittet die Bevölkerung, alle direkten und indirekten Beobachtungen der Wölfe zu melden.
Fotos und Erbgut zur Überwachung
Fotofallen sind das Mittel der Wahl für die kantonalen Wildhüter, die für die Überwachung des Wolfsrudels zuständig sind. Die Bilder geben ihnen einen Überblick, wo sich die Raubtiere aufhalten. Zum Gesamtbild trägt auch die direkte Spurensuche im frischen Schnee bei, sowie eingesammelter Kot, Urin, Speichelspuren und Haare.
In den Körperausscheidungen und Haarwurzeln sind Körperzellen mit genetischen Informationen vorhanden. Diese werden an der Universität Lausanne (Laboratoire de Biologie de la Conservation) analysiert. Damit könnten die Tierart und – wenn die Qualität ausreicht – auch das Geschlecht und das Individuum bestimmt werden, schreibt das Amt.
So sei es gelungen, die am Calanda lebende Wölfin F07 und den Wolf M30 – die wahrscheinlichen Eltern des ersten gesicherten Wolfsnachwuchses der Schweiz – zu identifizieren. Beide seien zuvor im Jahr 2011 im Wallis nachgewiesen worden.