Die Bündner Regierung will ein Gefängnis für die ganze Ostschweiz bauen. Der rund 106 Millionen Franken teure Neubau in Cazis im Hinterrheintal soll 150 Plätze im geschlossen Strafvollzug bieten. Die Kantone Zürich und St. Gallen haben bereits grossen Bedarf angemeldet.
Zürich habe zugesichert, rund 70 Plätze zu belegen, St. Gallen habe die Zahl offen gelassen, sagte der Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli am Donnerstag vor den Medien in Chur. Wie Graubünden gehören die beiden Kantone zum Ostschweizer Strafvollzugskonkordat (OSK). Weitere Mitglieder sind Thurgau, Schaffhausen, Glarus und die beiden Appenzell.
«Wir brauchen diese Anstalt», erklärte Martin Graf, OSK-Präsident und Zürcher Justizdirektor. Im Gebiet des Konkordats fehlten rund 100 bis 150 Haftplätze. Das Gefängnis in Cazis wäre nach der Justizvollzugsanstalt Pöschwies in Regensdorf ZH erst die zweite geschlossene Anstalt des OSK.
Das geplante Gefängnis sei ganz klar eine Konkordatsanstalt, gebaut werde es aber allein vom Kanton Graubünden, sagte Cavigelli. Graubünden übernehme die Baukosten abzüglich einer 30-prozentigen Beteiligung des Bundes. Die anderen Konkordats-Kantone würden für ihre Gefangenen Kostgelder bezahlen und so ihren Beitrag an die Investitions- und Betriebskosten leisten.
Tiefere Kosten, höhere Sicherheit und 80 Arbeitsplätze
Graubünden soll das Grossprojekt gleich mehrere Vorteile bringen. Der Neubau würde die in die Jahre gekommene und im Betrieb kostspielige Churer Strafanstalt Sennhof mit ihren etwas über 30 Plätzen ersetzen.
Weitere Einsparungen erhofft sich der Kanton mit der Anbindung des neuen Gefängnisses an die in Cazis bereits bestehende offenene Justizvollzugsanstalt Realta mit 100 Plätzen. Damit würden alle Bündner Justizvollzugsanstalten zentralisiert, sagte Cavigelli. Er erwartet Synergien, sinkende Unterbringungskosten und eine «deutlich erhöhte Sicherheit».
Zudem sollen in Cazis 80 neue Arbeitsplätze entstehen. Für den Bergkanton ist das eine nicht unerhebliche Zahl.
2018 bezugsbereit
Damit das Gefängnis gebaut werden kann, muss noch das Bündner Parlament den millionenschweren Kredit bewilligen. Es wird sich voraussichtlich in einem Jahr mit der Vorlage beschäftigen. Gibt das Parlament grünes Licht, sollen 2016 die Bagger auffahren und das Gefängnis Ende 2018 bezugsbereit sein.
Wie der Neubau genau aussehen wird, soll bis Ende Jahr feststehen. Den Zuschlag für die Planung hat ein Team unter der Leitung des Churer Architekturbüros Jüngling und Hagmann bekommen. Es setzte sich mit einem Vorprojekt in einem zweistufigen Wettbewerb gegen 26 Mitbewerber durch.