Nach dem Bombenanschlag auf eine Berufsschule in Brindisi am Samstag und dem schweren Erdbeben in der norditalienischen Region Emilia Romagna haben am Sonntag in Italien die kommunalen Stichwahlen in einem angespannten Klima begonnen.
3,4 Millionen Italiener sind Sonntag und Montag zu den Urnen in 100 Gemeinden aufgerufen, in denen kein Bürgermeisterkandidat beim ersten Wahldurchgang am 6. und 7. Mai die absolute Stimmenmehrheit erhalten hatte. Die Stichwahlen finden in Gemeinden mit mehr als 15’000 Einwohnern statt, darunter Palermo, Genua und Parma.
Um die schweren Stimmenverluste beim ersten Wahlgang einzudämmen, hat die Mitte-rechts-Partei von Ex-Premier Silvio Berlusconi, „Volk der Freiheit“ (PdL – Popolo della liberta), in mehreren Kommunen ein Abkommen mit der christdemokratischen UDC (Unione dei Democratici Cristiani e Democratici di Centro) abgeschlossen.
Das Interesse der Medien richtet sich vor allem auf das Wahlduell in der norditalienischen Stadt Parma. Hier könnte der Kandidat der Protestbewegung „Fünf Sterne“ um den Starkomiker Beppe Grillo, Federico Pizzarotti, gegen Vincenzo Bernazzoli, den amtierenden Präsidenten der Provinz Parma, gewinnen. Pizzarotti hatte es beim ersten Wahlgang überraschend auf 19 Prozent der Stimmen gebracht.
Die Bürgerbewegung, die viele Italiener mit ihrer Kampagne gegen die Parlamentarier-Kaste, gegen Verschwendung im politischen System und gegen die Richtlinien der Europäischen Zentralbank (EZB) begeistert, hofft bei den Stichwahlen auf weitere Erfolge.
Duell der Linken
In Palermo kommt es zu einem Duell zwischen Linkskandidaten. Der Anti-Mafia-Politiker Leoluca Orlando, Kandidat der Grünen, der Mitte-links-Partei „Italien der Werte“ und der altkommunistischen „Rifondazione Comunista“, geht gegen den Kandidaten der Mitte-links-Gruppierung „Demokratische Partei“, Fabrizio Ferrandelli, ins Rennen.
Orlando, der in den vergangenen Jahren bereits dreimal das Amt des Bürgermeisters in der sizilianischen Hauptstadt bekleidet hatte, gilt als Favorit.
Die Kommunalwahlen sind der erste Urnengang seit dem Ende der Regierung von Silvio Berlusconi im vergangenen November. Gewählt wurde in 1015 Kommunen. Die Wahl gilt als Test für die Krisen-Sparpolitik der Expertenregierung von Ministerpräsidenten Mario Monti.