Bulgarien verzichtet auf Bau von Atomkraftwerk an der Donau

Bulgarien verzichtet auf den Bau eines Atomkraftwerks in Belene an der Donau. Die Regierung habe entschieden, aus dem Vertrag mit Russland auszusteigen, sagte Regierungschef Boiko Borissow am Mittwoch, nachdem er das Parlament darüber informiert hatte.

Das sich bereits im Bau befindliche AKW in Belene (Archiv) (Bild: sda)

Bulgarien verzichtet auf den Bau eines Atomkraftwerks in Belene an der Donau. Die Regierung habe entschieden, aus dem Vertrag mit Russland auszusteigen, sagte Regierungschef Boiko Borissow am Mittwoch, nachdem er das Parlament darüber informiert hatte.

Als Grund nannte Borissow die hohen Kosten. Es sei Bulgarien nicht möglich, den Bau zu finanzieren und „Generationen von Bulgaren“ die Rückzahlung der dafür notwendigen Kredite aufzubürden. Borissow hatte in den vergangenen Tagen bereits mit Russlands Regierungschef Wladimir Putin über die Zukunft des Projekts gesprochen.

Der Bau des Kraftwerks war seit der Vertragsunterzeichnung 2008 mit dem russischen Unternehmen Atomstrojexport von Streitigkeiten zwischen beiden Ländern über den Preis der Anlage geprägt. Der ursprüngliche Vertrag sah Kosten in Höhe von vier Milliarden Euro vor, der geschätzte Endpreis war zuletzt aber deutlich höher.

Im Jahr 2009 zog sich ausserdem RWE aus dem Projekt zurück; der deutsche Energieriese sollte 49 Prozent an dem Kraftwerk halten. Weil kein neuer Investor gefunden wurde, deutete die bulgarische Regierung bereits in der Vergangenheit an, dass der Bau gefährdet sei und ohne neue Investoren nicht beendet werden könne.

Das Projekt habe sich als „absoluten Misserfolg“ herausgestellt, räumte Borissow ein. Die Regierung prüft nun die Möglichkeit, an Stelle des Atomkraftwerks ein Gaskraftwerk an dem Standort in Belene zu bauen. Der bereits fertiggestellte Atomreaktor soll in dem existierenden Kernkraftwerk Kosloduj installiert werden, wie Vize-Finanzminister Wladislaw Goranow sagte.

Im Bemühen, eine eventuelle Klage aus Moskau gegen den Ausstieg Sofias aus dem Vertrag abzuwenden, will Bulgariens Wirtschafts- und Energieminister Deljan Dobrew am Donnerstag nach Moskau reisen.

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