Von Planeten bis Architektur: Der Bund hat acht neue Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS) lanciert. Kosten von 2014 bis 2017: jährlich rund 30 Millionen Franken, wie das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) am Dienstag vor den Medien bekanntgab.
In NFS arbeiten Forscher diverser Disziplinen und Institutionen zusammen. Neben der leitenden Hochschule umfasst jeder Schwerpunkt mehrere andere Schweizer Hochschulen oder Forschungszentren als Partnerinstitutionen. Ziel ist es laut WBF, «die schweizerische Forschung in strategisch wichtigen Forschungsbereichen zu stärken».
Ab 2014 kommen nun in einer vierten Serie acht neue Projekte hinzu, die Bundesrat Johann Schneider-Ammann am Dienstag vor den Medien in Bern vorstellte. Ab Januar 2014 werden damit insgesamt 21 Forschungsschwerpunkte gefördert. «Wir verfügen in der Schweiz mit unseren Hochschulen über grosses Potenzial für Spitzenforschung und Innovation», sagte Schneider-Ammann.
Die Forschungsschwerpunkte seien ein zentrales Mittel, um diese zu stärken, fügte Martin Vetterli, Präsident des Nationalen Forschungsrats, hinzu. Für die aktuelle vierte Runde waren zunächst 63 Projektskizzen und dann 23 vollständige Projektanträge beim Schweizerischen Nationalfonds (SNF) eingegangen.
Von den acht Gewinnern widmen sich drei NFS den Materialwissenschaften, zwei der Biotechnologie sowie je eines der Planetenforschung, der Physik und den Geisteswissenschaften. Letztere haben in den NFS meist eher einen schweren Stand, was oft kritisiert wurde. Der Forschungsminister sieht darin kein Problem: «Das ist eine gute Balance», sagte er.
Die acht Forschungsschwerpunkte erhalten von 2014 bis 2017 insgesamt über 120 Millionen Franken, das sind neun Prozent des Gesamtbudgets des SNF. Dazu kommen Eigenmittel der Hochschulen und Drittmittel.
Migration und Planeten
Der einzige sozialwissenschaftliche NFS erforscht die Veränderungen der Migrationsströme in der Schweiz und ihre Bedeutung für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Denn «in den letzten zehn Jahren hat sich die Migration in der Schweiz fundamental verändert», erklärte Gianni D’Amato von der Universität Neuenburg, die den NFS leiten wird. Er erhält 17,2 Millionen Franken für die drei Jahre.
Ein neues Forschernetzwerk zur Erforschung der Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems wird Willy Benz von der Universität Bern leiten, unterstützt von der Universität Genf. Seitdem die Genfer 1995 den ersten solchen Planeten entdeckt hatten, sind bis heute über 1000 weitere bekannt geworden. Der neue NFS widmet sich ihrer genaueren Beschreibung und erhält dafür 17,6 Millionen Franken.
Ein weiteres Forscherteam widmet sich dem digitalen Bauen, das digitale Technologien in der Architektur einsetzt. Es wird von der ETH Zürich geleitet und erhält 13,4 Millionen Franken. Ebenfalls auf die Informationstechnologie, aber zur Entwicklung neuer Materialien, setzt ein NFS unter Leitung der ETH Lausanne. Er erhält 18 Millionen Franken.
Die Entwicklung intelligenter Materialien, die auf äussere Reize reagieren, will eine von der Universität Freiburg angeführte Gruppe vorantreiben. Dafür gibt es 12 Millionen Franken. Handfeste Grundlagenforschung betreibt der NFS in Physik. Er wird sich fundamentalen Fragen an der Grenze zwischen Mathematik und Physik widmen und dafür 11,2 Millionen Franken erhalten.
Kleinstfabriken aus Molekülen
Im ersten der biotechnologisch orientierten NFS will ein Team unter Leitung der Uni Basel aus Molekülen quasi Kleinstfabriken konstruieren, die neue Substanzen herstellen sollen. Er erhält dafür 16,9 Millionen Franken.
Ein weiterer NFS vernetzt unter Leitung der Universität Bern Forschungsgruppen, die sich mit der Ribonukleinsäure (RNA) und ihrer Rolle bei der Entstehung von Krankheiten beschäftigen. RNA übersetzt Erbinformation, um Eiweisse herzustellen. Hierfür wurden 16,6 Millionen Franken gesprochen.