Die in den letzten Wochen stark angestiegene Zahl von Flüchtlingen, vor allem aus Eritrea und Syrien, wirkt sich aus: Der Bund, aber auch die Kantone benötigen rasch zusätzliche Plätze. Erste Zentren wurden bereits eröffnet.
Der Bund habe auf die Entwicklung der Flüchtlingszahlen reagiert und am Dienstag die Kapazität des Empfangszentrums in Chiasso erhöht, erklärte Léa Wertheimer, Sprecherin des Bundesamtes für Migration, am Mittwoch der sda. Mit Hilfe des Kantons Tessin sei in Chiasso eine Zivilschutzanlage für Asylsuchende bereit gemacht worden.
Bereits Ende Mai seien die Kapazitäten des Zentrums in Basel vergrössert worden. Zusätzlich werden in Losone TI sowie in Perreux NE neue Bundesunterkünfte in Militäranlagen eröffnet, die zusammen zusätzlich rund 300 Plätze bieten werden. Weitere Bundesunterkünfte seien geplant, sagte Wertheimer.
Mehr Dolmetscher
Da neben Menschen aus Syrien und vor allem aus Eritrea für den Anstieg der Flüchtlingszahlen verantwortlich seien, habe man aus dem Ausland Dolmetscher akquiriert, «um die ersten Anhörungen rasch und fair abwickeln zu können», so die BFM-Sprecherin.
Darüber hinaus sei die Unterbringung der Flüchtlinge eine Verbundsaufgabe, die zusammen mit den Kantonen gelöst werde. Das System sei grundsätzlich so angelegt, dass es Schwankungen auffangen könne, führte Wertheimer aus.
Die Kantone sind damit selber verantwortlich, dass sie die ihnen nach Kontingenten zugeteilten Flüchtlinge unterbringen können. Einige haben bereits reagiert und neue Zentren eröffnet. Andere wurden hingegen von der Entwicklung überrascht und sind erst auf der Suche.
Flüchtlinge in Militärunterkünften
Der Kanton Bern zum Beispiel wird Mitte Juli in Riggisberg eine neue Unterkunft in einer Zivilschutzanlage und einer Truppenunterkunft mit 150 Plätzen eröffnen.
Laut Iris Rivas, der Leiterin des kantonalen Migrationsdiensts, werden vor allem Familien aus Syrien und Eritrea in Riggisberg untergebracht, aber auch Einzelpersonen.
Im Kanton Neuenburg sind die beiden Unterkünfte in Couvet und Fontainemelon voll besetzt. Die zuständigen Behörden wurden am (gestrigen) Dienstag beauftragt, eine Unterbringungsmöglichkeit in einer Zivilschutzanlage bereitzustellen. Sie soll bis zur Eröffnung der Bundesunterkunft in Perreux als Zwischenlösung dienen.
Der Kanton Waadt hat auf die Entwicklung reagiert und am Mittwoch in Lausanne die Zivilschutzanlage Coteau Fleuri wiedereröffnet. Dort können rund 50 alleinstehende Männer untergebracht werden. Von Mai bis Juni hat sich die Anzahl der Personen verdoppelt, die der Kanton aufnehmen muss.
In Genf sind die Unterkünfte für Flüchtlinge zu 95 Prozent belegt. Das gilt für die zwölf Beherbergungszentren wie auch für die einzelnen Wohnungen. Der Kanton schlägt als mögliche Alternative die Unterbringung in Zivilschutzanlagen vor.
Im Kanton Aargau seien die Reserven aufgebraucht, erklärte Balz Bruder, Sprecher des kantonalen Departements Gesundheit und Soziales. Nun müsse man «verdichten und neu Plätze schaffen», kündigte er an. Zivilschutzanlagen stünden dabei aber nicht im Vordergrund.
Aufruf an die Gemeinden
Auf der Suche ist auch der Kanton Thurgau: Man habe die Gemeinden letzte Woche mit einem dringenden Aufruf aufgefordert, Kapazitäten zu melden, sagt Florentia Wohnlich, Leiterin des kantonalen Sozialamtes. «Noch im Winter hatten wir keine Veranlassung, Reserven aufzubauen», illustrierte sie die Veränderungen. Man habe sogar überlegt, eine Liegenschaft zu kündigen. Doch nun sei alles ganz anders geworden.