Der Bund will die Qualität im Regionalverkehr verbessern. Damit Züge und Busse überall möglichst pünktlich, sauber, sicher und verlässlich fahren, sollen bis Ende 2015 landesweite Mindeststandards eingeführt werden. Garantieren soll dies ein Qualitätssystem.
Der Qualitätsaspekt sei für die Fahrgäste sehr wichtig, begründet Pierre-André Meyrat, Vizedirektor beim Bundesamt für Verkehr (BAV), das Vorhaben im BAV-Newsletter vom Mai, über das die «NZZ am Sonntag» berichtete. «Verspätungen, Pannen oder mangelnde Fahrgastinformationen rufen sehr schnell Reaktionen hervor.»
Dies hat auch der Bund erkannt. Mit der Bahnreform 2.1. hat er 2009 den Qualitätsaspekt im Gesetz verankert und das BAV beauftragt, ein schweizweites Qualitätsmesssystem einzuführen, das die Pünktlichkeit, Sauberkeit und Kundeninformation im Regionalverkehr unter die Lupe nimmt.
Immerhin zahle der Bund jährlich 900 Millionen Franken für den Regionalverkehr und die Kantone steuerten mindestens ebenso viel bei, sagte Meyrat weiter. Es sei völlig normal, dass die Steuerzahler einen angemessenen Gegenwert für ihr Geld erhielten.
Vorbehalte wegen Kosten
Entstanden ist das neue System in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen und den Transportunternehmen. Sobald das fertige Konzept vorliegt, starten in einzelnen Kantonen Praxistests. Dazu zählen Bern, Freiburg, Neuenburg und Jura, wie aus dem Angebotskonzept des Kantons Bern für den öffentlichen Orts- und Regionalverkehr 2014-2017 hervorgeht.
Das Projekt wird laut Meyrat von den beteiligten Akteuren als zweckmässig und praktikabel erachtet. Zudem hätten zwei Drittel aller Kantone das Vorhaben positiv aufgenommen. «Eine Minderheit hat Vorbehalte angebracht, insbesondere wegen der Kosten», sagte Meyrat. Dennoch will das BAV das Projekt weiterführen.
Gleich lange Spiesse
Konkret sieht das System eine automatisierte Pünktlichkeitsmessung auf allen regionalen Bahn- und Buslinien vor. Daneben bewerten Testkunden die Sauberkeit von Zügen, Bussen und Haltestellen. Sie prüfen dabei auch, ob Fahrgastinformationen vollständig, korrekt und verständlich sind.
Die Ergebnisse werden in einer Datenbank aggregiert, auf die der Bund, die Kantone und die Transportunternehmen im Regionalverkehr Zugriff haben. Erst so werde Transparenz hergestellt, weil überall die gleichen Spielregeln gelten würden, erklärt Meyrat.
Was mit schlecht benoteten Unternehmen geschehen soll, ist noch nicht ganz klar. Im Raum steht das Bonus-Malus-System, wie es zwischen der SBB und dem Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) bereits seit 2006 besteht. Dabei wird die SBB als Betreiberin der S-Bahn je nach Bewertung bei Pünktlichkeit, Sauberkeit und Kundeninformation finanziell belohnt oder bestraft.