Sieben Antworten vor dem 4. WM-Spieltag – plus eine Bonusfrage

Wer steht heute unter ein Bäumchen und hofft? Wer ist ein so geheimer Favorit, dass wir ihn kaum zu nennen wagen? Und bringen uns die Franzosen wieder zum Lachen? Fragen über Fragen – wir haben die Antworten!

Pssst! Der geheimste Geheimfavorit ist so geheim, dass wir hier nur die Frau des Nationaltorwarts zeigen dürfen: Nicolle Begovic, Gattin von Asmir Begovic. (Bild: EPA)

Wer steht heute unter ein Bäumchen und hofft? Wer ist ein so geheimer Favorit, dass wir ihn kaum zu nennen wagen? Und bringen uns die Franzosen wieder zum Lachen? Fragen über Fragen – wir haben die Antworten!

Wer steht heute unter ein Bäumchen und wartet darauf, dass es Gold und Silber über ihn wirft?

Die Honduraner. «Wir sind das Aschenputtel dieser Gruppe», sagt Trainer Luis Fernando Suarez vor dem Startspiel seines Teams gegen Frankreich. Das klingt sehr schön. Trotzdem ist in der französischen Presse die Befürchtung aufgekommen, die Mittelamerikaner würden einem Haselbäumchen weniger mit einem Sprüchlein à la «rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich» begegnen, als viel mehr mit einer Axt. Sprich: mit der guten, alten Holzfällertaktik.

Das allerdings findet Suarez eine unfaire Unterstellung. «Wir halten uns an die Regeln», verteidigt er seine Spieler, «die gesamte WM-Qualifikation über ist kein einziger meiner Spieler vom Platz gestellt worden.» Das hat Verteidiger Brayan Beckeles dann im WM-Test gegen England (0:0) nachgeholt: Gelb-Rot nach Ellbogenschlag.

Werden die Franzosen wieder so eine lustige Darbietung bieten wie 2010, mit Beleidigungen und einem Teamstreik?

Es bleibt zu befürchten: nein. Das war damals alles äusserst unterhaltsam, hat aber dem sportlichen Erfolg nur bedingt geholfen (Out in der Gruppenphase mit einem Punkt).

Darum hat sich der heutige Nationaltrainer Didier Deschamps dafür entschieden, den als gröberen Stinkstiefel ausgemachten Samir Nasri gleich von Anfang an Zuhause zu lassen. Nasri soll in schöner französischer Tradition versucht haben, die Spieler zwischen Hin- und Rückspiel gegen die Ukraine in den Playoffs gegen Trainer Deschamps aufzuwiegeln.

Nasris Freundin Anara Atanas reagierte auf die Nicht-Nomination ihres Liebsten äusserst professionell. Sie liess die Welt via Twitter wissen: «Fuck Frankreich und fuck Deschamps. Was für ein beschissener Trainer.» Inzwischen hat sich Atanas dafür entschuldigt. Und ihre Tweets sind leider auch nicht mehr öffentlich. Wir bedauern das sehr.

Vor der WM wurde überall geschrieben, eine frühe Führung sei bei den kräftezehrenden Verhältnissen in Brasilien bereits die halbe Miete. Aber stimmt das auch?

Natürlich stimmt das. Bloss haben Kroatien, Spanien, Japan und Uruguay irgendwie vergessen, dass die zweite Hälfte der Miete ja irgendwann auch bezahlt werden muss. Was bedeutet, dass in fünfzig Prozent der bisher gespielten Partien jenes Team gewonnen hat, das zuerst in Rückstand geraten ist.

Wer hat da die zweite Rate der Miete vergessen? Die Japaner zeigen sich nach der Niederlage gegen die Elfenbeinküste kollektiv tief geknickt.

Wer hat da die zweite Rate der Miete vergessen? Die Japaner zeigen sich nach der Niederlage gegen die Elfenbeinküste kollektiv tief geknickt. (Bild: AP Photo/Shuji Kajiyama)

Stimmt es, dass in Brasilien teilweise total unsinnige Stadien gebaut worden sind?

Das ist eine unfaire Unterstellung. Die Schweiz etwa spielt heute im Estádio Nacional de Brasília Mané Garrincha, das nach dem wahrscheinlich besten Fussballer der Geschichte benannt ist, der nicht Pelé heisst. Das Nationalstadion in Brasilia hat rund 720 Millionen Franken gekostet und ist damit hinter dem Wembley das bloss zweitteuerste Fussballstadion der Welt.

Das ist auch nichts anderes als Recht, werden hier doch gleich sieben WM-Spiele ausgetragen. Zuerst eben der auch aus einheimisch brasilianischer Sicht lang erwartete Knaller Schweiz–Ecuador, für den die rund 70’000 Plätze im Stadion wohl knapp ausreichen dürften.

Nach dem kleinen Final, dem vielleicht unnötigsten Fussballspiel, das als Ernstkampf durchgeht, ist schliesslich sichergestellt, dass das Estádio Nacional nicht so schnell abgenutzt wird. Der in der Drittklassigkeit dümpelnde Stadtclub soll im Schnitt rund 1000 Zuschauer anziehen, da sollte der einzelne Schalensitz nicht so schnell durchgesessen sein.

Und wer weiss, vielleicht laufen ja auch bald ein paar Löwen ein. Sportminister Aldo Rebelo jedenfalls hat das Nationalstadion schon mal das «Colosseum» des modernen Brasilien genannt.

Wer ist eigentlich der geheimste Geheimfavorit dieser WM?

Bosnien-Herzegowina. Das Land darf zum ersten mal überhaupt eine Mannschaft an eine WM schicken. Und das ist ein gutes Omen, schliesslich haben auch Uruguay 1930 und Italien 1934 jeweils bei ihrer ersten WM-Teilnahme gleich den Titel geholt. Gut, das waren auch die ersten Weltmeisterschaften überhaupt, aber egal.

Zurück zu den Geheimfavoriten: Belgien und Chile werden so oft als Geheimfavorit genannt, dass sie kaum mehr geheim sind. Belgien hat wenigstens einen wunderbaren WM-Song, in dem es um ein kleines Land geht, das am liebsten zwei kleine Länder wäre:

Die Schweiz wird in Deutschland als ganz heisser Geheimfavorit gehandelt, weil die immer noch meinen, ein Erfolg des in Basel zum Torgaranten aufgestiegenen, in Aarau zum Trainer gereiften und von der sympathischen Kleinbank Credit Suisse auf die Pension hin vergoldeten Hitzfeld gehe als deutsch durch. Und die Kolumbianer sind seit ihrem 3:0 über Griechenland als Geheimfavorit enttarnt, wie die «11 Freunde» aufgedeckt haben.

Bleibt als einziger Geheimfavorit eben bloss noch: Bosnien-Herzegowina.

Welche Informationen aus der Fifa-Pressemappe werde ich heute garantiert vom TV-Kommentator meines Vertrauens vorgelesen erhalten?

Die Schweiz hat in ihren letzten sieben WM-Spielen bloss ein Tor erhalten, beim 0:1 gegen Chile 2010. Gegen Ecuador haben die Schweizer noch nie gespielt, und einen Gegner aus Südamerika haben sie an einer WM auch noch nie geschlagen. Frankreich braucht noch vier Tore, um 100 WM-Treffer erzielt zu haben. Argentinien hat letztmals 1990 ein Startspiel an einer WM verloren, und das erst noch gegen ein Kamerun, das zwei rote Karten gesehen hatte.

Und wie gehen die Spiele heute Abend aus?

Das ist sehr einfach: Gemäss unserem Razinger-Index gewinnen die Schweiz und Frankreich ihre Startspiele gegen Ecuador beziehungweise Honduras mit je einem Tor Differenz. Und der allergeheimste Favorit Bosnien taucht gegen Argentinien mit 0:3.

Bonusfrage: Ist Costa Rica jetzt eigentlich Weltmeister?

Absolut! Und zwar dank des 3:1 gegen Uruguay. Wie? So wie wir das bereits gestern erklärt haben.

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