Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) will im Sommer über eine Änderung des Startregimes am Flughafen Zürich entscheiden. BAZL-Direktor Peter Müller schliesst nicht aus, dass zu gewissen Zeiten Südstarts geradeaus vorgeschrieben werden könnten – mit negativen Folgen für die Gemeinden.
Ein Fast-Zusammenstoss zweier Swiss-Maschinen im Frühling 2011 sowie einige weitere Vorfälle hätten das BAZL bewogen, die Sicherheitsdispositive in Zürich erneut auf den Prüfstand zu stellen, sagte Müller in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Etwa 30 zusätzliche Sicherheitsmassnahmen seien geprüft worden, und einige davon seien bereits umgesetzt worden.
«Wir haben aufgrund der sich kreuzenden Pisten in Zürich eine recht komplexe Situation», stellte Müller fest. Die Flugsicherung Skyguide würde deshalb aus Sicherheitsgründen ein Betriebskonzept bevorzugen, bei dem die Flugzeuge nach Süden hin geradeaus abfliegen und vom Norden her landen.
Der BAZL-Direktor ist sich bewusst, dass Südstarts in den südlich des Flughafens gelegenen Gemeinden Schwamendingen, Wallisellen und Dübendorf auf erbitterten Widerstand stossen. «Die Massnahme gäbe für den Süden bedeutend mehr Lärm», räumte er ein. Aber es gelte Sicherheits-, Lärm- und Wirtschaftlichkeitskomponenten sorgfältig zu prüfen und gegeneinander abzuwägen.
Fluglärmforum ist erzürnt
Das Fluglärmforum Süd reagierte erzürnt auf die Ausführungen des BAZL-Direktors. Die Bevölkerung im Süden des Flughafens Zürich sei es leid, immer wieder Ankündigungen des BAZL aus den Medien zu erfahren.
Wenn es Müller darum gehe, mit einem Versuchsballon Druck auf irgend jemanden auszuüben, so habe er die Rechnung ohne den Wirt gemacht, schreibt Richard Hirt, Präsident des Fluglärmforums Süd. Weder der Flughafen noch die Bevölkerung im Süden des Flughafens noch der Zürcher Regierungsrat könnten der Argumentation des BAZL folgen.
Wenn die Situation am Flughafen derart drastisch wäre, wie es das BAZL darzustellen versuche, hätten das Bundesamt oder Skyguide spätestens nach dem letzten Zwischenfall im Jahr 2011 sofort handeln müssen. Massnahmen – ausser jahrelangen Überprüfungen – seien aber nicht getroffen worden.