Bundesrätin Doris Leuthard hat sich am Donnerstag bei der Eröffnung des 85. Internationalen Automobilsalon in Genf als Fan von Elektroautos geoutet. Die Umweltministerin zeigte sich zudem fasziniert von intelligenten Fahrzeugen, die selber fahren können.
Die intelligente Fahrweise habe mehr denn je Aktualität, unterstrich die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) in ihrer Eröffnungsrede. «Technisch ist es in Zukunft möglich, sein Auto zu fahren ohne vor dem Steuer zu sitzen,» so Leuthard.
Was zurzeit noch fehle, seien konkrete Erfahrungen, sagte die Umweltministerin weiter. Geregelt werden müssten auch Fragen bezüglich Sicherheit, Haftpflichtversicherung und Verkehrsregeln. «Warum eröffnen wir nicht eine Teststrecke, zum Beispiel zwischen Hamburg und Mailand oder zwischen Genf und München?», schlug Leuthard vor.
Auf einem Rundgang durch die Ausstellungshallen zeigte sich Leuthard als Bewunderin von Elektroautos. Als erste Bundesrätin verfügt sie seit kurzem sogar selber über ein Dienstfahrzeug aus dieser Kategorie, und zwar eine Elektrolimousine von Tesla für rund 130’000 Franken.
«Die Batterien werden immer effizienter, und die Preise für die Konsumenten sinken Jahr für Jahr», stellte die Umweltministerin fest. Sie sehe hier Modelle stehen, die besonders für Menschen in der Agglomeration interessant seien.
Formel E und Käse
Vor einem Rennwagen mit vollständig elektrischem Antrieb gestand Leuthard, dass sie nicht nur ein Faible für Elektroautos, sondern auch für schnelle Autos habe. Sie unterhielt sich mit dem Unternehmer Jean-Claude Biver und dem Waadtländer FDP-Nationalrat Fathi Derder über die Durchführung eines Formel-E-Autorennens in Lausanne.
Die Stadtbehörden hätten für eine solche Veranstaltung, die 2017 stattfinden soll, grundsätzlich ihr Einverständnis gegeben, gaben die beiden Organisatoren bekannt.
Leuthard verliess den Stand nicht mit leeren Händen. Biver überreichte ihr drei Kilo seines selber produzierten Alpkäses.
Beim nächsten Halt unterhielt sich die Umweltministerin live mit den beiden Piloten der Solarimpuls, Bertrand Piccard und André Borschberg, in Abu Dhabi. «Die Schweiz ist sehr stolz auf euch zwei», sagte Leuthard und wünschte den beiden Abenteurern viel Glück und guten Flug. Das Solarflugzeug soll voraussichtlich am nächsten Montag zur Weltumrundung abheben. Alles sei bereit, man warte nur noch auf schönes Wetter, sagte Piccard.
Appell an Autoindustrie
Leuthard kam auch auf das Problem der Staus auf den Strassen zu sprechen. Um diese zu umgehen, plädierte sie für den Einsatz von intelligenten Technologien wie etwa Smartphones, flexiblere Arbeitszeiten und einer neuen Tarifgestaltung der Mobilität. «Für mich ist heute eine Sache schon klar: Die Preisgestaltung der Mobilität sollte es erlauben, nicht mehr zu bezahlen, aber anders.»
Leuthard lancierte schliesslich einen Appell an die Autoindustrie, dazu beizutragen, dass die Finanzierung der Nationalstrassen und des Agglomerationsverkehrs gesichert sei. «Ich weiss: Die Milchkuh-Initiative tönt verlockend», sagte Leuthard. Das ändere aber nichts daran, dass die zu verteilende Milchmenge beschränkt sei.
Zum ersten Mal seit seinen Anfängen im Jahr 1924 wurde der Automobilsalon nicht durch den Bundespräsidenten oder die Bundespräsidentin eröffnet. Als Bundesrätin, die sich mit den Problemen der Importeure und der Mobilität befasse, sei Leuthard die ideale Person, um den Salon zu eröffnen, sagte der Präsident des Autosalons, Maurice Turrettini.
Der 85. Internationale Automobilsalon erwartet während der elf Ausstellungstage rund 700’000 Besucherinnen und Besucher. Die SBB setzen täglich zahlreiche Extrazüge ein. Wer mit dem Auto anreist, muss mit auf der A1 Lausanne – Genf und bei der Autobahnausfahrt Genf-Flughafen mit Behinderungen rechnen. Viasuisse empfiehlt deshalb, die Reise bequem und staufrei mit dem Zug anzutreten.