Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat am Donnerstagabend die BuchBasel eröffnet. Festrednerin war die italienische Verlegerin Inge Feltrinelli. Italien ist eines der beiden Schwerpunktthemen von Buchmesse und angegliedertem Lesefest.
Das andere Thema, Unruhe und Bewegung, war nach Fukushima und dem arabischen Frühling absehbar. Italien aber hat durch die jüngsten Ereignisse an Gewicht zugelegt. Die Programmverantwortliche Katrin Eckert dankte deshalb gemäss Redetext Silvio Berlusconi für seinen gut getimten Rücktritt, der der diesjährigen BuchBasel zusätzliche Aktualität verliehen hat.
Bundesrätin Sommaruga zeigte sich in ihrer Ansprache überrascht über ihre Einladung zur Buchmesse, zumal das „P“ in EJPD für „Polizei“ und nicht „Poesie“ stehe. Politik und Literatur kämen derzeit nur auf ihrem Nachttisch so ganz zusammen – wo Dürrenmatts Roman „Justiz“ liege.
Eine der wenigen Gemeinsamkeiten zwischen Politik und Literatur verortete Sommaruga in der Sprache – und prangerte menschenverachtendes Amtsdeutsch wie in „Flüchtlingswellen“ und „Asylflut“ an. Fehlgeleitete Formulierungen seien oft auch ein Zeichen von unausgegorenem Denken, monierte die EJPD-Vorsteherin.
Qualität und Kommerz schliessen sich nicht aus
Politisch unerwartet versöhnlich und ohne Erwähnung der kulturfeindlichen Tendenzen in der Ära Berlusconi schilderte danach Inge Feltrinelli den Aufstieg ihres Verlags. Gegründet von intellektuellen Weltverbesserern gehört das Editionshaus heute zu den führenden Europas auch in den Bereichen Buchhandel und E-Commerce – und das trotz immer noch gesellschaftskritischer Ausrichtung.
Literarische Qualität und wirtschaftlicher Erfolg müssten sich nicht ausschliessen und E-Book sei eine Bereicherung, keine Gefahr: So tröstete die Erfolgs-Verlegerin die von der Buchpreisbindung schwer gebeutelte Schweizer Buchbranche.