Bundesrat Johann Schneider-Ammann hat am Montagmorgen der ETH Zürich einen mehrstündigen Besuch abgestattet. Hochschulangehörige nutzten die Gelegenheit, um die ETH als Zentrum der Innovation zu präsentieren und die Chancen der Digitalisierung aufzuzeigen.
Mit seinem Besuch auf dem Hönggerberg verfolgte der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), Johann Schneider-Ammann, mehrere Ziele. Einerseits zollte er der ETH seine Anerkennung für deren weiterhin hervorragende Position in der internationalen Forschungslandschaft.
Der dreistündige Besuch diente überdies dem Austausch mit ETH-Angehörigen, die Schneider-Ammann als hochmotiviert schilderte und von deren Passion und Energie er sich beeindruckt zeigte. Von den Fachleuten liess sich der Bundesrat, der selber ETH-Absolvent ist, über neue Entwicklungen und Projekte im Bereich Digitale Technologien informieren.
«Daten sind das neue Öl»
«Die digitale Revolution ist in vollem Gang, und sie wird weitergehen», sagte Markus Püschel vom Departement Informatik. Zu den grossen Themen gehörten «Big Data» und Informationssicherheit, aber auch die zunehmende Computerisierung der Umgebung durch «smarte» Dinge und Roboter.
Mit diesen Themen befassen sich nicht nur Forschende der ETH, sondern auch verschiedene Spin-off-Firmen. Eine davon, Teralytics, hat sich dem Geschäft mit «Big Data» verschrieben. Sie wertet anonyme Mobilfunksignale rechnerisch aus und kann auf dieser Grundlage beispielsweise Pendlerströme grafisch darstellen.
Dass in der «Big Data» grosses Potenzial steckt, ist unbestritten. Doch Teralytics-Mitbegründer Luciano Franceschina geht noch weiter: «Daten sind das neue Öl», sagte er, wobei seiner Firma die Rolle einer «Raffinerie» zukomme.
Roboter verändert Baukultur
Weitreichendere Konsequenzen als «Big Data» dürfte allerdings das «Internet der Dinge» haben, bei dem es um die fortschreitende Digitalisierung der physischen Welt geht, sei es in Form von Maschinen, Geräten oder Autos. «Digitale Welt und Cyber-Welt rücken in den kommenden Jahren immer näher zusammen», sagte Informatiker Friedemann Mattern.
Die Digitalisierung dürfte sich aber auch auf die Bauwirtschaft auswirken. Bereits ist es möglich, mit Hilfe eines Bauroboters neuartige Dachkonstruktionen oder Gebäudefassaden zu erstellen.
So wurde unlängst die Fassade eines Weinguts in Fläsch GR mit einem Roboter so gestaltet, dass die Backsteine leicht verdreht zueinander stehen, wodurch eine Art Traubenmuster entstand. Dies könnte erst der Anfang sein. Architekt Matthias Kohler geht jedenfalls davon aus, dass es in Zukunft eine «neue digitale Baukultur» geben wird.
ETH-Präsident Lino Guzzella wies seinerseits auf die wichtige Funktion der ETH-Absolventen für den Wissens- und Technologietransfer hin. Dank der bislang über 300 Spin-off-Firmen seien «extrem wertvolle Arbeitsplätze» geschaffen worden, sagte der Professor für Thermotronik.