Der Bundesrat ist überzeugt, dass das Erlernen einer zweiten Landessprache ab der Primarschule für den nationalen Zusammenhalt von wesentlicher Bedeutung ist. Dies schreibt er in seiner Antwort auf einen parlamentarischen Vorstoss.
Er verfolge die laufende Diskussion aufmerksam, hält der Bundesrat fest. Kantonale Lösungen, die zu einer Benachteiligung der zweiten Landessprache führten, würden den nationalen Zusammenhalt und die nötige Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften gefährden.
Eine solche Benachteiligung läge beispielsweise dann vor, wenn auf der Primarschulstufe als Fremdsprache nur noch Englisch unterrichtet würde, schreibt der Bundesrat in seiner am Dienstag veröffentlichten Antwort.
Erreichten die Kantone beim Fremdsprachenunterricht keine koordinierte Lösung im Sinne des HarmoS-Konkordats, müsste der Bundesrat die Situation prüfen, namentlich im Hinblick auf die in der Verfassung verankerte Pflicht zur Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen.
Der Bundesrat zeigt sich aber zuversichtlich: Er sei weiterhin davon überzeugt, dass die Kantone die Strategie von zwei Fremdsprachen ab der Primarschule wie vorgesehen umsetzen könnten.
Gegenläufige Bestrebungen in mehreren Kantonen
Mathias Reynard (SP/VS) kritisiert in einer Interpellation, das mehrere Deutschschweizer Kantone nicht nur früher mit dem Englich- als mit dem Französischunterricht beginnen würden, sondern Letzteren für ganze Schülergruppen streichen wollten. Er fragt, was der Bundesrat tun könne.
Zuletzt hatte der Kanton Schaffhausen Aufmerksamkeit erregt. Der Kantonsrat sprach sich am Montag dafür aus, dass für Primarschülerinnen und Primarschüler nur noch eine Fremdsprache obligatorisch ist. Der Kanton will nun bei der Erziehungsdirektorenkonferenz eine entsprechende Anpassung des HarmoS-Konkordates fordern.
Die Erziehungsdirektorenkonferenz hatte 2004 eine nationale Strategie verabschiedet und im HarmoS-Konkordat konkretisiert. Dieses sieht vor, dass ab der Primarschulstufe zwei Fremdsprachen unterrichtet werden, darunter eine Landessprache. Über den Harmonisierungsprozess wollen die Kantone 2015 Bilanz ziehen.