Bundesrat will Geschichte von Verdingwesen aufarbeiten

Der Bundesrat schafft für Verdingkinder und andere Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen eine Anlaufstelle. Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat alt Ständerat Hansruedi Stadler zum Delegierten für die Opfer ernannt.

Der frühere Urner Ständerat Hansruedi Stadler (Archiv) (Bild: sda)

Der Bundesrat schafft für Verdingkinder und andere Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen eine Anlaufstelle. Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat alt Ständerat Hansruedi Stadler zum Delegierten für die Opfer ernannt.

Der 59-jährige CVP-Politiker aus dem Kanton Uri übernimmt die Aufgabe, zwischen Betroffenen, Kantonen, Gemeinden und dem Bund zu vermitteln, wie das Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) am Mittwoch mitteilte.

Die Aufarbeitung der Geschichte der Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen sei komplex und werfe zahlreiche Fragen auf. Stadler werde die Anliegen der Betroffenen koordinieren. Das EJPD beteiligt sich auch an einem Gedenkanlass für die Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen. Dieser findet am 11. April 2013 statt.

Ausserdem hat Sommaruga einen Forschungsauftrag erteilt, um einen Überblick über die bestehende Forschung zu erhalten. Die Ergebnisse sollen als Grundlage für eine spätere historische Aufarbeitung dienen. Die Thematik ist bisher nicht gesamtschweizerisch aufgearbeitet worden.

Bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus wurden in der Schweiz zahlreiche Kinder aus armen Familien an Bauernbetriebe verdingt. Dahinter habe zumeist eine wohlgemeinte Absicht gestanden, hält das EJPD fest.

Die Fremdplatzierung der Kinder sollte eine bessere Versorgung des Kindes mit genügend Essen garantieren. Viele der Verdingkinder hätten allerdings unter prekären Verhältnissen hart arbeiten müssen.

Der Bundesrat wolle zur Aufarbeitung dieses Kapitels der Schweizer Geschichte beitragen. Das Schicksal der Verdingkinder lasse sich jedoch nicht von jenem weiterer Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen trennen.

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