Die burmesische Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ist am Mittwoch zu einer historischen Europareise aufgebrochen. „Ich werde mein Bestes im Interesse der Bevölkerung tun“, versprach die 66-Jährige vor ihrem Abflug aus Rangun.
Erste Station ihrer mehr als zweiwöchigen Reise ist die Schweiz, wo sie am Donnerstag bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über Zwangsarbeit sprechen will. Noch am Mittwoch beschloss die ILO, Burma wieder vollumfänglich in ihren Reihen aufzunehmen.
Alle 1999 gegen das Regime erlassenen Einschränkungen würden aufgehoben, kündigte ILO-Chef Kari Tapiola am Mittwoch an. Die Sanktionen gegen Burma waren wegen der unter dem Militärregime weit verbreiteten Zwangsarbeit ergriffen worden. Die Militärs zwangen die Menschen unter anderem zu Trägerdiensten oder zu Bauarbeiten.
Treffen mit Burkhalter
Am Donnerstagabend wird Suu Kyi in Bern mit Aussenminister Didier Burkhalter zusammentreffen. Im Zentrum steht nach Angaben des Aussendepartementes die aktuelle Lage in Burma.
Zusammen mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga nimmt die Friedensnobelpreisträgerin dann an einem von Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf gegebenen Abendessen teil. Am Freitag wird sie dem Parlament einen Besuch abstatten.
Am Samstag will Suu Kyi in der norwegischen Hauptstadt Oslo 21 Jahre nach der Verleihung ihre Dankesrede für den Nobelpreis halten. Weitere Stationen ihrer Reise sind Grossbritannien, wo sie studierte und ihre Familie gründete, sowie Dublin und Paris.
Zweite Reise ins Ausland
Nach ihrem Eintritt in die Politik im Zuge der Demokratiebewegung des Jahres 1988 hatte Suu Kyi fast zwei Jahrzehnte unter Hausarrest verbracht. Nach ihrer Entlassung aus dem Arrest kurz nach der umstrittenen Parlamentswahl im November 2010 wagte sie es zunächst nicht, Burma zu verlassen.
Erst nachdem sie im Zuge der von Präsident Thein Sein eingeleiteten Reformen im April gemeinsam mit 42 weiteren Abgeordneten ihrer Nationalen Liga für Demokratie ins Parlament gewählt worden war, reiste sie vor zwei Wochen nach Thailand.
Suu Kyis Europareise wird überschattet von einem Ausbruch ethnisch-religiöser Gewalt im Bundesstaat Rakhine im Westen Burmas. Auslöser der blutigen Zusammenstösse war die Tötung von zehn muslimischen Männern durch eine buddhistische Menge wegen des Verdachts, eine buddhistische Frau vergewaltigt zu haben.