Gewerkschaften, Kirchen, Frauenorganisationen und linke Parteien wollen sich gemeinsam gegen Arbeit am Sonntag engagieren. Sie haben die „Sonntagsallianz“ gegründet, um den Sonntag gesetzlich als Tag der Erholung und des sozialen Beisammenseins zu schützen.
Im Auge hat die Allianz „Freier Sonntag Schweiz“ vor allem die Entwicklungen im Detailhandel. Doch auch zunehmend flexibilisierte Arbeitszeiten, beispielsweise bei der Post, in der Telekommunikation oder im Buchhandel, will sie nicht hinnehmen.
Sonntagsarbeit nimmt zu
Der Sonntag dürfe nicht Wirtschaftsinteressen geopfert werden, macht die „Sonntagsallianz“ in ihrer am Mittwoch in Bern präsentierten Gründungserklärung geltend. Gemäss von der Allianz zitierten Zahlen des Bundes stieg die Zahl der am Sonntag Beschäftigten von 2003 bis 2009 um 12 Prozent auf mehr als 400’000.
2005 entschied das Volk mit hauchdünnem Mehr, Sonntagsverkäufe in grossen Bahnhöfen und Flughäfen nicht einzuschränken. Doch den damals versprochenen nationalen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für das betroffene Personal gebe es noch immer nicht, sagte Vania Alleva von der Geschäftsleitung der Gewerkschaft Unia.
In den vergangenen sieben Jahren seien in den Kantonen und auf Bundesebene etliche Vorstösse für längere Ladenöffnungszeiten eingereicht worden. Doch neun von zehn dieser Vorlagen hätten die Stimmenden abgelehnt. Am kommenden Wochenende wird in den Kantonen Zürich und Luzern über längere Öffnungszeiten abgestimmt.
Unterstützen will die Allianz ein allfälliges Referendum gegen die Einführung von Sonntagsarbeit in Tankstellenshops. Der Nationalrat hiess eine entsprechende Änderung des Arbeitsgesetzes gut. Demnach sollen Läden der Tankstellen an Autobahnraststätten und Hauptverkehrsstrassen rund um die Uhr öffnen können. Die Vorlage ist derzeit im Ständerat.
Keine neuen Stellen
Mit Sonntagsarbeit entstünden keine neuen Stellen, sondern die bestehenden Arbeitsverhältnisse würden schlechter, warnte Kurt Regotz, Präsident der Gewerkschaft Syna. Einsätze würden über längere Zeitspannen verteilt und unter mehr Personen aufgeteilt.
Regotz befürchtet zudem, dass in einigen Branchen bezahlte Zuschläge für Sonntagsarbeit unter Druck geraten könnten, falls Sonntagsarbeit weiter zunimmt. Könnten die Menschen auch an Sonntagen oder nachts einkaufen, würden nicht mehr Waren abgesetzt.