Als eine ihrer letzten Amtshandlungen hat die scheidende Bundespräsidentin und Aussenministerin Micheline Calmy-Rey sich für die Freilassung der in Pakistan entführten Schweizer eingesetzt. Calmy-Rey telefonierte deswegen am Donnerstag mit dem pakistanischen Premier Yusuf Raza Gilani.
Gemäss einer im Internet publizierten Mitteilung der pakistanischen Regierung brachte Calmy-Rey gegenüber Gilani ihre Sorge über das Schicksal des im Juli in Balutschistan entführten Schweizer Paares zum Ausdruck.
Gilani wiederum habe Calmy-Rey versichert, dass alle mit dem Fall befassten Sicherheitsbehörden angewiesen seien, ihr Äusserstes zu geben, um eine rasche und sichere Rückkehr der beiden Schweizer zu ermöglichen.
EDA: Kein Kommentar zum Inhalt
Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigte am Freitag, dass ein Telefongespräch zwischen Calmy-Rey und Gilani stattgefunden hat. Zum Inhalt wollte das EDA aber keine Angaben machen.
Nach Angaben des pakistanischen Forschungszentrums FRC wurden der Berner Polizist und seine Begleiterin nach ihrer Entführung in Balutschistan nach Süd-Waziristan verschleppt. Dort befinden sie sich in der Gewalt radikal-islamischer Taliban aus Pakistan, die dem Taliban-Kommandanten Walius Rehmann unterstehen.
Drittes Video im Angebot
Bislang tauchten zwei Videos mit einem Lebenszeichen der beiden Entführten auf. Im ersten im August aufgenommenen Video hatten die Taliban die Freilassung der in den USA inhaftierten Pakistanerin Aafia Siddiqui und von Taliban-Gefangenen in Pakistan verlangt.
Im zweiten Video vom September war nur noch von den Taliban-Gefangenen die Rede; eine Freilassung der wegen Angriffs auf US-Soldaten in Afghanistan verurteilten Frau wurde nicht mehr erwähnt. Seit Veröffentlichung der zwei Videos Ende Oktober gab es offiziell kein Lebenszeichen mehr von den beiden Geiseln.
Allerdings bieten die Taliban nach FRC-Informationen seit längerem ein drittes Video an, auf dem der Schweizer und die Schweizerin zu sehen sein sollen. „Den Preis, den die Taliban dafür verlangen, ist jedoch hoch. Offenbar war bislang noch niemand bereit, eine solche Summe zu zahlen“, sagte Saifullah Mahsud vom FRC der Nachrichtenagentur sda am Freitag.