Canepa: «Die Brände sind gelöscht»

Am Donnerstag startet der FC Zürich auswärts gegen Villareal in die Europa League. Als Challenge-Ligist. Präsident Ancilla Canepa blickt zurück auf die turbulenten drei Monate bei den Stadtzürchern.

12.04.2015; Basel; Fussball Super League - FC Basel - FC Zuerich; Praesident Anchillo Canepa (Zuerich) (Claudia Minder/freshfocus)

(Bild: Claudia Minder/freshfocus)

Am Donnerstag startet der FC Zürich auswärts gegen Villareal in die Europa League. Als Challenge-Ligist. Präsident Ancilla Canepa blickt zurück auf die turbulenten drei Monate bei den Stadtzürchern.

Mehr als ein einjähriges Gastspiel kann sich der FC Zürich in der Challenge League mutmasslich nicht erlauben?

Den Begriff Gastspiel würde ich in unserem Zusammenhang so nicht verwenden. Es gibt sicherlich nichts daran zu rütteln, dass der sofortige Wiederaufstieg unser Ziel ist. So planen und verhalten wir uns ja auch. 

Wie gut hat sich der Club vom sportlichen Kollaps im letzten Mai erholt?

Vielleicht ist es auch eine Qualität der Vereinsführung, dass es gelungen ist, den ersten Schock relativ gut wegzustecken, den Blick unmittelbar danach wieder in die Zukunft zu richten, sofort wieder die Arbeit aufzunehmen – im personellen Bereich, im Stab, in der Kaderplanung.

Die Zuschauer waren aufgebracht, Spieler wollten weg, Kritik prasselte auf Sie nieder. Wie haben Sie den Exodus abwenden können?

Wir reagierten nie panisch und haben relativ unaufgeregt unter sehr schwierigen Bedingungen die Ruhe bewahrt. Alle Beteiligten packten mit an und bereiteten die neue Saison extrem pflichtbewusst vor. Der FCZ hat rasch wieder den Tritt gefunden, weil wir die Realität umgehend akzeptierten. Andere Vereine wären vielleicht im Chaos versunken, wir nicht.



Zuerich's Roberto Rodriguez spielt den Ball am Challenge League Fussballspiel zwischen dem FC Zuerich und dem FC Chiasso im Letzigrund, am Sonntag, 11. September 2016 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

Die neue Realität in Zürich: Roberto Rodriguez tritt seine Freistösse nicht mehr gegen den FC Basel, sondern gegen den FC Chiasso. (Bild: Keystone/ENNIO LEANZA)

Die Schockwelle ist definitiv überstanden?

Die Schockwelle ist mit Sicherheit überwunden. Aber es ist zu früh, um eine Bilanz zu ziehen. Aber ich bin zumindest sehr zufrieden, wie die Mannschaft in die Spiele gegangen ist, wie sie die Aufgabe mit einem Fighting-Spirit angenommen hat. Ihre Haltung und Einstellung gefallen mir, im spielerischen Bereich gibt es Luft nach oben. Und sicherlich überwiegt im Moment die Zuversicht, direkt in die Super League zurückkehren zu können.

Was passierte unmittelbar nach dem Fall in die Zweitklassigkeit?

Ganz unvorbereitet hat uns das Fiasko nicht getroffen. Im Frühling hatten sich die Probleme bereits abgezeichnet. Schon am zweiten Tag nach der Relegation hielten wir die erste Strategiesitzung mit dem Verwaltungsrat ab.

Zuerich's Alain Nef reagiert am Challenge League Fussballspiel zwischen dem FC Zuerich und dem FC Chiasso im Letzigrund, am Sonntag, 11. September 2016 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

Ist der Absturz mit all seinen negativen Begleiterscheinungen dennoch auch als Chance zu begreifen, wieder zur Besinnung zu kommen, die teilweise aufgeheizte Atmosphäre zu beruhigen, generell etwas abzukühlen?

Es ist bestimmt ein Moment der Selbstreflexion. Und klar, wie bereits erwähnt, gab es Raum und Gelegenheiten, einen Prozess der Veränderung anzustossen. Wir sind nach dem Abstieg über die Bücher gegangen, noch sind nicht alle Pendenzen erledigt. Wir machen uns permanent Überlegungen – auch im Bereich der Academy.

Im FCZ-Umfeld fällt vermehrt der Name Peter Knäbel. Ist eine Zusammenarbeit mit dem früheren SFV-Direktor und HSV-Sportchef denkbar?

Wir sind nicht mehr in einer Notfallphase. Die Brände sind gelöscht. Personell sind wir in allen Bereichen gut bestückt. Dass es mittelfristig noch Anpassungen geben kann, schliesse ich nicht aus. Im Zusammenhang mit einem externen Berater gab es Gespräche, aber die Zeit drängt nicht. Wir sind im Dialog. Die Idee ist da, jemanden ohne Stallgeruch beizuziehen. Peter Knäbel ist ein Topmann, der den Schweizer Fussball sehr gut kennt. Im Moment ist aber nichts spruchreif.



epa05539591 FC Zurich's coach Uli Forte offers a press conference at the Madrigal stadium in Villarreal, Spain, on 14 September 2016. Villarreal FC and FC Zurich will be facing each other in the UEFA Europa League group stage on 15 September 2016. EPA/Domenech Castello

Am Donnerstag geht es auswärts in Villareal um 21.05 Uhr los: Trainer Uli Forte an der Pressekonferenz vor dem Start in die Europa League. (Bild: Keystone/DOMENECH CASTELLO)

Die Plattform Zürich ist nach wie vor eine mit internationaler Ausstrahlung. Welche Bedeutung messen Sie der Europa League zu? Sehen Sie den Wettbewerb als Wertsteigerung für das Team?

Ich habe primär die sportlichen Anreize im Blick. Jeder Schweizer Club arbeitet zwölf Monate lang dafür, sich für den Europacup zu qualifizieren. Für mich ist das internationale Geschäft nie eine Zusatzbelastung, im Gegenteil. Die Freude überwiegt, und gewisse Ambitionen sind angebracht.

Was heisst das konkret?

Mit angezogener Handbremse werden wir sicher nicht auftreten. Wir sind und bleiben zielorientiert – auch in der Europa League. Der Aufstieg hat Priorität, keine Frage, aber wir gehen sicher nicht mit einer B-Elf, sondern mit der gebührenden Seriosität an den Start.

Denken im Club alle gleich?

Jeder ist sich bewusst, dass wir auch eine gewisse Verpflichtung gegenüber dem Schweizer Clubfussball haben. Es geht um die Visitenkarte aller, um Punkte für das UEFA-Ranking. Diese Spiele betrachten wir als hochgradig ernsthafte Angelegenheit – das sieht auch der Trainer so.

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