Die Mehrheit der Kantone tut zu wenig für die Frühförderung von Kindern. Das hat das Hilfswerk Caritas in einem Monitoringbericht festgestellt. Die Förderung von Vorschulkindern vermindert das Risiko, dass Kinder als Jugendliche oder Erwachsene in Armut leben müssen.
Armut hänge in der Schweiz massgeblich vom Bildungsniveau ab, schrieb Caritas in ihrer Mitteilung vom Dienstag. Ungleiche Startbedingungen beim Eintritt in den Kindergarten könnten während der Schulzeit nicht mehr wettgemacht werden.
In ihrem am Dienstag in Bern vorgestellten Monitoringbericht hat Caritas untersucht, wie die für die Frühförderung zuständigen Kantone mit dem Thema umgehen. Die Schweiz schneidet im internationalen Vergleich schlecht ab.
Zum einen fliessen nach Angaben im Bericht lediglich 0,2 Prozent des Bruttoinlandprodukts in die Frühförderung – international wird ein Wert von 1 Prozent empfohlen. In der Schweiz profitieren zwar neun von zehn Fünfjährigen von professioneller Frühförderung, aber nur 41 Prozent der Vierjährigen und drei Prozent der unter Dreijährigen.
In vier Kantonen – Zürich, Bern, Schaffhausen und Zug – gibt es laut dem Bericht kantonale Strategien für die Frühförderung. In vier weiteren Kantonen – beide Basel, Luzern und Freiburg – sind entsprechende Planungen im Gang. Ebenfalls vier Kantone – Appenzell Innerrhoden, Glarus, St. Gallen und Uri – haben keine Konzepte.
In den übrigen Kantonen ist die Frühförderung Teil anderer Konzepte, etwa der Integrationspolitik oder der familienergänzenden Betreuung. Betrachtet man die Städte, schneidet die lateinische Schweiz besser ab als die deutschsprachige Schweiz.
Einzigartiges «Tessiner Modell»
Als einzigartig wird das «Tessiner Modell» beurteilt: Im Südkanton können schon Dreijährige den Kindergarten besuchen. Zudem nehme der Kanton eine Vorreiterrolle ein bei der Bekämpfung von Familienarmut, schreibt Caritas. Dank der Ergänzungsleistungen für Familien müssten sich zahlreiche Familien nicht ans Sozialamt wenden.
Damit das Potenzial der Frühförderung besser genutzt werden kann, müssen die Kantone in den Augen der Caritas eigenständige Strategien mit verbindlichen Zielen und Massnahmen erstellen.
Caritas fordert unter anderem für alle erreichbare und bezahlbare Angebote der Frühförderung, etwa über die Betreuung ausser Haus, Elternberatungsstellen oder Elternbildung. Die Angebote müssten sich an Eltern und an Kinder richten.
Bildung muss dabei im Zentrum stehen und die pädagogische Qualität des Angebots muss sichergestellt sein. Wichtig ist laut Caritas auch, dass die Fachleute, die die Angebote führen, sich in der Arbeit mit von Armut betroffenen Familien auskennen.