Das Chaos um Neuchâtel Xamax geht weiter – und das Ende des Traditionsvereins naht. Mehrheitsaktionär Bulat Tschagajew schickt die Mannschaft nach deren Rückkehr aus dem Trainingslager in die Ferien.
Die Mannschaft war am Diensatg Mittag aus dem Trainingslager in Dubai in die Schweiz zurückgekehrt und wurde unverzüglich in ein Hotel in Genf gefahren, wo sie von Tschagajew und dem Vize-Präsidenten Islam Satujew über die Entwicklungen der letzten Tage unterrichtet wurde. Die in Russisch gehaltene Rede, die ins Spanische und Französische übersetzt wurde, sorgte jedoch – einmal mehr – für Verwirrung. Während Staff und Spieler Tschagajews Aussagen als Freistellung interpretiert hatten, liess der Tschetschene Stunden später via dem Klubanwalt Pierre Toffel in einem Communiqué verlauten, dass es sich um ein Missverständnis handle und er die Spieler „nur“ in die Ferien geschickt habe. „Im Gegensatz zu ersten Ankündigen hat Herr Tschagajew die Spieler nicht freigestellt. Er hat den Spielern ein paar frei Tage gewährt, bis die Swiss Football League einen definitiven Entscheid gefällt hat“, lässt sich Toffel zitieren.
Wenige Stunden zuvor hatte es vonseiten der Direktbeteiligten anders getönt. „Für mich ist klar, Xamax hat am Dienstag in Dubai zum letzten Mal trainiert“, sagte der Teamverantwortliche Raoul Savoy im Anschluss an die Ansprache Tschagajews. Als teilweise unverständlich und konfus beschrieb Savoy die halbstündige Ansprache des Tschetschenen. Die Nachricht sei seiner Ansicht nach allerdings unmissverständlich gewesen. „Wir alle sind freigestellt und können uns eine neue Zukunft suchen“, so Savoy. Einzelne Spieler hatten bereits zuvor erste Gespräche mit anderen Vereinen geführt. Vullnet Basha und Sébastien Wüthrich waren gestern vom FC Sion schon als Neuzuzüge präsentiert worden; sie absolvierten mit den Wallisern bereits das erste Training. Gar nicht nach Neuenburg zurückgekehrt war Xamax‘ spanischer Trainer Victor Munoz.
Offenes Urteil
Bevor Tschagajew seine Angestellten mündlich informierte, hatte Martin Sterchi, der Präsident des Rekursgerichts der Swiss Football League (SFL), das Gesuch des Vereins um sofortige Gewährung der aufschiebenden Wirkung mit einer richterlichen Verfügung zurückgewiesen. Sterchi hatte die Kopien des Rekursgesuches an den Präsidenten der SFL-Disziplinarkommission und an die SFL-Direktion weitergeleitet. Das Komitee der SFL hat bis am morgen Nachmittag Zeit, sich zum Prinzip der Gewährung der aufschiebenden Wirkung zu äussern. Mit dem Urteil ist frühestens am Wochenende zu rechnen. Möglicherweise ist dieses Urteil jedoch nicht mehr relevant. Der Genfer Spielerberater Ralph Isenegger hat beim Zivilgericht in Neuenburg ein neues Konkursbegehren eingereicht. Die Verhandlung findet am Freitagnachmittag statt.
Die Verantwortlichen von Xamax hatten am Montag im Zuge der Rekurseingabe von der SFL verlangt, ihnen am gleichen Tag die aufschiebende Wirkung zu gewähren. Zudem monierten sie, dass die Disziplinarkommission gar nicht befugt gewesen sei, die Lizenz zu entziehen. Diese war Neuchâtel Xamax am 18. Januar von der Disziplinarkommission der SFL wegen fehlender Dokumente über die Überweisung der Gehälter und Sozialabgaben und des Verdachts auf Urkundenfälschung für die laufende Meisterschaft in der Axpo Super League entzogen worden.