Der kriselnde Modehändler Charles Vögele hat erneut rote Zahlen geschrieben. Der Betriebsverlust (EBIT) belief sich auf 26 Millionen Franken. Zwölf Monate zuvor hatte sich der Fehlbetrag noch auf 28,5 Millionen Franken belaufen.
Unter dem Strich klaffte ein Defizit von 32 Millionen Franken nach einem Verlust von 36 Millionen Franken im Vorjahr, wie das Unternehmen am Mittwoch bekannt gab. Der Umsatz sank von 392 Millionen auf 378 Millionen Franken.
Die stetige Zunahme des Onlinehandels und der Einkaufstourismus hätten die Verkäufe gebremst, teilte Charles Vögele im Halbjahresbericht mit. Zudem schlug der kühle und verregnete Frühling und Frühsommer auf die Lust der Kunden, sich mit neuen Sommerkleidern einzudecken. Die Folge war eine Rabattschlacht in der Modebranche.
Der erneute Verlust riss das Eigenkapital in die Tiefe, das von 88 Millionen auf 57 Millionen Franken schrumpfte. Die Eigenkapitalquote schmolz von 22 auf sehr tiefe 14 Prozent der Bilanzsumme.
Damit hat Charles Vögele die Erwartungen der Finanzgemeinde verfehlt. Analysten hatten gemäss der Nachrichtenagentur AWP mit einem stabilen Umsatz und einem Betriebsverlust von rund 24 Millionen Franken gerechnet. Beim Reinverlust hatten sie etwa 30 Millionen Franken prognostiziert.
Raus aus Krisengeschäft in Belgien
Dank Sparmassnahmen und der Optimierung der Filialnetze habe Charles Vögele die Kosten senken können. Damit seien immerhin die Verluste kleiner geworden, hiess es weiter.
Um diese weiter zu begrenzen, will das Unternehmen sein belgisches Geschäft loswerden, das im ersten Halbjahr bei einem Umsatz von 15,7 Millionen Franken den Betriebsverlust auf 2 Millionen Franken verdoppelte.
Bis zum 18. November soll ein Käufer für die 41 Filialen gefunden werden, in denen 210 Mitarbeitende beschäftigt sind. Charles Vögele ist seit 1999 in dem Land aktiv, hat aber nur Verluste eingefahren.
Filialschliessungen in der Schweiz
Auch in der Schweiz – dem einzigen Land in dem der Konzern Gewinne schreibt – wurde Charles Vögele hart getroffen. Die Umsätze fielen um 12,4 Prozent auf 125,7 Millionen Franken. Der Betriebsgewinn sackte von 7,3 Millionen auf 1,2 Millionen Franken ab.
Hierzulande setzt das Unternehmen nun das Messer an. Vor dem Hintergrund der laufenden Marktentwicklung in der Schweiz sei Charles Vögele mit 163 Filialen mit einem zu dichten Netz vertreten. «Gezielt werden deshalb Standorte mit mehreren Filialen oder nicht zufriedenstellenden Ergebnissen geschlossen», teilte das Unternehmen mit. Was das für die Mitarbeiter bedeutet, ist noch nicht bekannt.
Im Rahmen der Restrukturierung in der Schweiz würden neben der Filialportfoliobereinigung im zweiten Halbjahr zusätzlich gezielt Liegenschaften verkauft, hiess es.
Betriebsgewinn ab 2018
Auch in Deutschland und Osteuropa nahmen die Betriebsverluste zu. Immerhin konnte Charles Vögele im April den laufenden Bankenkredit von maximal 245 Millionen Franken bis 2018 erfolgreich verlängern und damit für das Unternehmen die zukünftige Finanzierungsbasis sichern.
«Dies erlaubt es Charles Vögele, die eingeleitete Transformation und den angestossenen Turnaround konsequent weiterzuführen», schreibt der Konzern. Auch die zweite Jahreshälfte 2016 bleibe anspruchsvoll.
Auch aufgrund der geplanten Liegenschaftsverkäufe rechnet die Unternehmensleitung für das laufende Geschäftsjahr mit einem positiven Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA und ab 2018 mit einem positiven Betriebsergebnis auf Stufe EBIT.