Ende der 1930er-Jahre setzte die Firma Steinfels auf Sammelbildchen, um die Kundentreue zu stärken.
Im Jahr 1938 schickte die Seifenfabrik Friedrich Steinfels, Zürich, die Schweizer Jugend auf den Kriegspfad. Die in Aussicht gestellte Beute bestand wahlweise in einem Fotoapparat, einem handgenähten Matchball oder einem Familienkistchen Steinfels-Seife. Errungen wurden diese Trophäen nicht mit Pfeil und Bogen, sondern durch eifriges Sammeln von Lederstrumpf-Bildchen, welche man beim Kauf von Steinfels-Produkten erhielt.
Die 300 farbigen Sammelbildchen hatte der Maler Carl Lindeberg (1876–1961) geschaffen, der auch zahlreiche Buchdeckel von Karl-May-Romanen bebilderte.
Zu den Bildchen konnte man bei Steinfels für 75 Rappen ein schön gestaltetes Sammelalbum erwerben. Dieses enthielt die fünf Teile der «Lederstrumpf»-Saga von James Fenimore Cooper (1789–1851) in Kurzform.
Hatte der eifrige Sammler oder die eifrige Sammlerin alle 300 Bildchen durch stetes Bearbeiten von Eltern, Verwandten und Bekannten und durch glückliche Tauschverhandlungen zusammengebracht und eingeklebt, musste lediglich das volle Album an die Seifenfabrik geschickt werden – und Steinfels schickte die gewünschte Trophäe. Dabei wurde natürlich auch das volle Album retourniert.
Wer sich dem Sammeln von «Lederstrumpf»-Bildchen verschrieb (und damit der Werbung für Steinfels-Produkte), dem winkten noch weitere Preise. So heisst
es in einem die Kampagne begleitenden Faltblatt: «Wer im ganzen 10 Lederstrumpf-Alben für seine Freunde oder Freundinnen bezogen hat, erhält neben dreissig Bildern nach Wunsch das Chingachgook-Abzeichen.»
Wilde Rose und Weisser Biber
(Bild: Hans-Joerg Walter)
Und wer gar das 25. Album bezogen hatte, wurde mit einem Totem ausgezeichnet. Zudem bekam der Empfänger oder die Empfängerin – Steinfels richtete sich explizit auch an Mädchen – eine Häuptlingsfeder und einen indianischen Namen. Dabei hielt Chief Steinfels für Mädchen Namen wie Wilde Rose oder Juni-Tau für angemessen, während sich Knaben fortan Weisser Biber oder Schmetternder Blitz nennen konnten. Zudem sorgte Steinfels dafür, dass die Namen der so Ausgezeichneten in der Lokalzeitung ihres Wohnortes publiziert wurden.
Selbst die Gründung von Tauschbörsen regte die Firma an: «Sobald in einer Ortschaft zehn und mehr Sammler und Sammlerinnen sind, sollten sie regelmässig vielleicht alle zwei Wochen, am besten an einem schulfreien Nachmittag, eine Bilder-Börse veranstalten, um doppelte Bilder
und Bildergutscheine gegenseitig auszutauschen.»
Ob mit oder ohne solche Börse – der frühere Besitzer des einen Albums, das für diese Zeitmaschine herangezogen wurde, brachte die 300 Bilder zusammen. Der vormalige Besitzer des andern Albums war nicht so erfolgreich, sein Buch weist zahlreiche Lücken auf. Ins Altpapier wanderte es trotzdem nicht. Auch er trennte sich erst nach Jahrzehnten von seinem Album.
Der «Letzte Mohikaner» als Film aus dem Jahr 1932: