Aus keinem Land der Welt fliesst so viel illegales Kapital ab wie aus China. Allein im Jahr 2010 waren es 420 Mrd. Dollar. Damit sorgte die Volksrepublik für knapp die Hälfte aller aus Entwicklungs- und Schwellenländern abgeflossenen Schwarzgelder.
Gesamthaft kamen diesen Staaten 859 Mrd. Dollar abhanden, wie das US-Forschungsinstitut Global Financial Integrity (GFI) in seinem neuesten Bericht vom Dienstag ausweist. Die Non-Profit-Organisation in Washington publiziert seit ihrem Entstehen 2006 regelmässig Schätzungen zu Schwarzgeldabflüssen – „Illicit financial flows“ (IFF) – aus Entwicklungs- und Schwellenländern.
Mit IFF gemeint sind internationale Transaktionen, die der Steuerhinterziehung von Unternehmen und Privatpersonen sowie der Geldwäscherei bei Korruption, Drogenhandel und anderen kriminellen Aktivitäten dienen. Die Schätzungen beruhen auf der Analyse von Fehlbeträgen in Zahlungsbilanzen und offiziellen Handelsstatistiken.
Malaysia auf Platz zwei
Gefälschte Handelsbilanzen scheinen besonders in China weit verbreitet zu sein. Laut GFI ist sind sie der Hauptgrund für Chinas massive Kapitalabflüsse und seine unrühmliche Spitzenposition in der internationalen IFF-Rangliste. Auf den weiteren Plätzen für das Jahr 2010 folgen Malaysia (64 Mrd. Dollar), Mexiko (51), Russland (44) und Saudi-Arabien (38).
Betrachtet man die Jahre 2001 bis 2010 zusammen, so liegen mit den Philippinen, Indien und Indonesien drei weitere Länder aus Asien in den Top 10. Dies veranlasst das GFI zur Schlussfolgerung, dass weitaus am meisten illegale Gelder aus dem Raum Asien abfliessen. Dahinter folgen die lateinamerikanischen Länder und die arabischen Staaten im Nahen Osten.
Trend zeigt nach oben
Die Zehnjahresperspektive offenbart zudem einen langfristigen Aufwärtstrend. So lagen die gesamten Schwarzgeldabflüsse 2010 um rund 10 Prozent höher als im Jahr zuvor. Gegenüber 2001 stiegen sie gar um 260 Prozent. Alles in allem kamen im abgelaufenen Jahrzehnt 5,86 Billionen Dollar abhanden. Wohin diese Gelder flossen, geht aus der GFI-Studie allerdings nicht hervor.