Bei ihrem ersten Besuch in Peking ist Myanmars Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi von Chinas kommunistischer Führung hofiert worden. Staats- und Parteichef Xi Jinping empfing die Friedensnobelpreisträgerin am Donnerstag in der Grossen Halle des Volkes.
Ihre fünftägige Visite findet grosse Aufmerksamkeit, weil die 69-Jährige als Vorkämpferin für Demokratie gilt. China war einer der wenigen Unterstützer des Militärregimes im früheren Burma, das sie 15 Jahre unter Hausarrest gehalten hatte.
Angesichts der Liberalisierung in Myanmar und der guten Aussichten von Suu Kyis Nationaler Liga für Demokratie (NLD) bei der bis Jahresende bevorstehenden Parlamentswahl strecken Pekings Führer ihre Fühler aus. Geplant war auch ein Treffen von Premier Li Keqiang mit Suu Kyi.
Der Besuch sei «Teil des Austausches der Parteien zwischen China und Myanmar», sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Hong Lei. Er solle das gegenseitige Verständnis und Vertrauen vertiefen.
Die Kommunistische Partei kommuniziere auch mit Parteien, «die eine andere politische Vision haben», hiess es in einem Kommentar der Staatsagentur Xinhua, die Suu Kyi «eine wichtige Politikerin» nannte.
Beziehungen mit «Störungen»
Die Beziehungen zu Myanmar hätten seit 2010 einige «Störungen» erlebt, indem Kooperationsprojekte wie ein Staudamm und eine Kupfergrube zum Stillstand gebracht worden seien, schrieb Xinhua, ohne auf Suu Kyis Widerstand gegen diese Vorhaben einzugehen.
Beide Seiten hätten aber Fortschritte bei der Bewältigung dieser «ungewünschten Ereignisse» gemacht, stellte der Kommentar fest. «Keine der beiden Seiten will angesichts der Herausforderungen die Freundschaft aufgeben, die es über Jahrzehnte gab.» Zu Suu Kyi hiess es: «China heisst jeden willkommen, der freundliche Absichten hat, und hegt keinen Groll wegen früherer Unfreundlichkeiten.»
Die Staatsagentur verwies auch auf den Vergleich, den Myanmars Oppositionsführerin selbst gezogen hatte: Beide Länder seien nicht wie ein verheiratetes Paar, das sich scheiden lassen könne, wenn es nicht miteinander auskomme – denn nichts lasse sich daran ändern, dass China und Myanmar Nachbarn seien.
Signal an Regime in Myanmar?
Die Visite von Suu Kyi konnte auch als ein Signal an das Regime in Myanmar verstanden werden. Die Beziehungen sind angespannt, da Kämpfe zwischen Regierungstruppen und chinesisch-stämmigen Rebellen im Norden über die Grenze nach China überschwappten.
Bomben schlugen auf chinesischem Gebiet ein und töteten fünf Bauern und Arbeiter. Myanmar müsse die Kämpfe beenden und die Stabilität an der Grenze wiederherstellen, forderte das Aussenministerium in Peking.
Dass die Gespräche mit Suu Kyi als heikel gelten, zeigt sich auch in der Anweisung der Zensur an Chinas Medien, nicht selbstständig über den Besuch zu berichten. Sie durften nur Berichte der Staatsagentur Xinhua drucken. So wurde auch nirgends erwähnt, dass die 69-Jährige wie der in China inhaftierte Bürgerrechtler Liu Xiaobo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.