Chinesische Investoren nutzen die Wirtschaftskrise in Europa für eine ausgedehnte Einkaufstour. Unternehmen und Fonds aus dem „Reich der Mitte“ stiegen im vergangenen Jahr bei 57 Firmen in Europa ein, wie aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervorgeht.
2011 waren es nur 44 Deals. In Europa habe die Wirtschaftskrise günstige Kaufgelegenheiten geschaffen, erklärte PwC am Mittwoch. Die Experten gehen davon aus, dass das Interesse an europäischen Unternehmen wegen ihres Know-hows langfristig anhalten wird.
Weltweit beteiligten sich Investoren aus China im vergangenen Jahr mit der Rekordsumme von rund 65,3 Mrd. Dollar an ausländischen Unternehmen nach 42,4 Mrd. Dollar im Vorjahr. Die Zahl der Deals sank leicht von 209 auf 191.
In Nordamerika investierten staatliche und private Unternehmen aus dem „Reich der Mitte“ in 57 Transaktionen. In Asien wurden dagegen nur 25 Deals (Vorjahr: 56) angekündigt. Die Spannungen zwischen China und Japan hätten das Investitionsklima in Asien verschlechtert, erklärte PwC.
Auch Private investieren
Zwar zielt der Grossteil der chinesischen Auslandsinvestitionen weiterhin auf staatliche Beteiligungen im Energiesektor ab, doch mittlerweile steigt auch das Interesse privater Investoren.
„Chinesische Privatinvestoren beteiligen sich immer häufiger an ausländischen Unternehmen, um deren Technologien, Marken und Geschäftsmodelle nach China zu bringen“, erklärte PwC-Partner Volker Strack.
Zudem könne das Engagement im Ausland neue Märkte in Nordamerika oder Europa erschliessen. Das Volumen chinesischer Auslandsbeteiligungen dürfte über 2013 hinaus daher weiter zulegen.
In der Schweiz hatten chinesische Investoren Schlagzeilen gemacht, als die Beteiligungsgesellschaft Baoshida zwei Werke des pleite gegangenen Buntmetallunternehmens Swissmetal übernahm. Baoshida hatte sich dazu verpflichtet, sämtliche Mitarbeiter an den beiden Standorten in Dornach SO und Reconvilier BE zu übernehmen.
Zudem hatte der Industriekonzern OC Oerlikon gut die Hälfte seiner Textilmaschinensparte an für rund 650 Mio. Fr. die Jingsheng Gruppe verkauft. Der chinesische Konzern übernahm ebenfalls alle 3800 Mitarbeiter und sämtliche Betriebsstätten.