Chinas Wirtschaft soll in diesem Jahr nur noch «um rund 6,5 Prozent» wachsen. In seinem Rechenschaftsbericht zum Auftakt der Jahrestagung des Volkskongresses senkte Regierungschef Li Keqiang am Sonntag damit die Zielvorgabe für die zweitgrösste Volkswirtschaft.
Im Vorjahr hatte die Prognose noch 6,5 bis 7 Prozent gelautet. China will die hohe Verschuldung in den Griff bekommen und nimmt dafür ein geringeres Wachstum in Kauf. 2016 hatte die weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft ein Plus von 6,7 Prozent geschafft – das war der geringste Zuwachs seit 26 Jahren.
Im Vergleich zu westlichen Industrienationen sind 6,5 Prozent Wachstum viel, doch hat China als Schwellenland grossen Nachholbedarf und muss durch hohes Wachstum benötigte Arbeitsplätze schaffen und so in den wirtschaftlichen Umbrüchen für soziale Stabilität sorgen.
Die Inflation soll wie im vergangenen Jahr unter drei Prozent gehalten werden. Der Premier rief vor den rund 3000 Delegierten in der Grossen Halle des Volkes in Peking zu umfassenden strukturellen Reformen und Innovation auf.
Schuldenabbau vorantreiben
Die Regierung in Peking halte an ihrer proaktiven Haushaltspolitik fest und verfolge eine umsichtige geldpolitische Haltung, sagte Li weiter. Der Volkskongress toleriert das geringere Wachstum, um mehr Spielraum im Kampf gegen die hohe Verschuldung zu bekommen. Die lockere Kreditvergabe und die zunehmenden Staatsausgaben hatten 2016 Sorgen über den hohen Schuldengrad und einen überhitzten Immobilienmarkt geschürt.
Nun sollten Schritte eingeleitet werden, um die Risiken zu kontrollieren und die Stabilität im Finanzsektor sicherzustellen, sagte Li. China sollte aufmerksamer auf faule Kredite, Kreditausfälle, den Schattenbankensektor und Internet-Finanzdienstleistungen achten. Zudem solle der Schuldenabbau vorangetrieben werden, vor allem bei den Unternehmen.