Im Tauziehen um Nordkoreas Atomwaffenprogramm soll China nach dem Willen der USA stärker Druck auf das Regime in Pjöngjang ausüben. Nach Gesprächen mit Südkoreas Regierung in Seoul traf US-Aussenminister John Kerry am Freitag zu einem zweitägigen Besuch in Peking ein.
Kerry will Chinas Führung drängen, ihren Einfluss auf Nordkorea und die engen chinesischen Handelsbeziehungen zu nutzen, um das Regime in Pjöngjang von seinem Atomwaffenambitionen abzubringen. Er habe klare Anweisungen von Präsident Barack Obama für die Gespräche in Peking, sagte Kerry in Seoul. Kein Land habe ein grösseres Potenzial als China, auf Nordkorea einzuwirken.
Peking ist nach Seoul die zweite Station seiner fünften Asienreise seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr, die ihn am Sonntag nach Jakarta und anschliessend nach Abu Dhabi bringen wird. Ausser mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi wollte Kerry in Peking auch mit dem ranghöheren und für Aussenpolitik zuständigen Staatsrat Yang Jiechi zusammentreffen. Es wurde auch ein Empfang durch Staats-und Parteichef Xi Jinping erwartet.
Überschattet werden die Gespräche von den Streitigkeiten Chinas mit seinen Nachbarn über seine Ansprüche auf Inseln und weitreichende Seegebiete. Die USA kritisieren auch die «abrupt und unkoordiniert» verhängte chinesische Luftverteidigungszone im Ostchinesischen Meer, in dem China mit Japan um die chinesisch Diaoyu und japanisch Senkaku genannten Inseln streitet.
«China sollte nichts tun, was den Status Quo kippt oder Spannungen und Sorgen verschärft», sagte ein hoher amerikanischer Regierungsbeamter vor den Gesprächen.
Diplomatische Diskussion zu Ansprüchen
Die USA fordern auch von China, seine Ansprüche im Südchinesischen Meer in Übereinstimmung mit internationalem Recht zu klären. Der US-Beamte warnte, dass Unklarheiten die Risiken nur erhöhten. «China sollte vorsichtig vorgehen, um nicht die Spannungen zu verschärfen», sagte der Beamte in der US-Delegation.
Die USA bezögen keine Position, was die Rechtmässigkeit der Ansprüche Chinas oder seiner Nachbarn angehe. Diese Territorialfragen müssten allerdings durch Diplomatie geklärt werden – in einer Weise, die Stabilität fördere und Spannungen abbaue. Er warnte auch von Zwangsmassnahmen. Auch dürften die Freiheit der Navigation auf See und des Überflugs nicht beeinträchtigt werden.