Sie hätten am 15. Oktober einen sechswöchigen Kunstaufenthalt in der chinesischen Stadt Chongqing antreten sollen: Doch China verweigerte den beiden Schweizer Künstlern Christoph Wachter und Mathias Jud die Reisevisa. Gründe nannte das Konsulat keine.
Wachter und Jud wurden mit ihrer Webapplikation «Picidae» bekannt, mit der sich Internetzensur umgehen lässt. Zudem stellten sie mit «New Nations» eine Möglichkeit bereit, die es Kulturen erlaubt, ungeachtet einer geopolitischen Aufteilung der Welt eigene Internetadressen einzurichten. Bereits 2007 waren die beiden in China tätig.
Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia unterstützt die jüngste «Artist Residency» der Schweizer im Organhaus Art Space zu Chongqing. «Das Organhaus ist ein renommierter Artist-in-Residence-Ort und ein Partner, mit dem wir regelmässig zusammenarbeiten», sagte Sabina Schwarzenbach, Sprecherin von Pro Helvetia.
Den Antrag für den Aufenthalt von Wachter und Jud als «etablierte Kunstschaffende in der Schweiz» habe ihre Institution geprüft und gebilligt. Fast monatlich würden Schweizer Künstler nach China reisen, es bestehe «ein etablierter Austausch».
«Seit wir 2010 in Schanghai eine Aussenstelle eröffnet haben, ist noch keinem Künstler, der von Pro Helvetia unterstützt wurde, die Einreise nach China verwehrt worden», sagte Schwarzenbach. Pro Helvetia habe Wachter und Jud wie üblich mit einem Empfehlungsschreiben ausgestattet – die Visa-Anträge mussten die Künstler selber stellen.
Doch: «Die chinesische Visastelle in Zürich verweigerte den beiden die Einreise, ohne Begründung», heisst es in einer Mitteilung, die im Namen der Künstler verschickt wurde.
EDA schaltet sich ein
Die Geschäftsstelle von Pro Helvetia wandte sich danach in der Sache ans chinesische Konsulat in der Schweiz, erhielt aber laut Schwarzenbach keine Antwort. Sodann schaltete sich das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ein.
Laut einem Sprecher nahm das EDA Kontakt mit dem zuständigen chinesischen Generalkonsulat auf. Daraufhin habe dieses die beiden Schweizer zu einem Treffen eingeladen. «Gemäss unserem Kenntnisstand haben die chinesischen Behörden noch nicht definitiv über die Visumsanträge entschieden», schreibt das EDA.
Das sei korrekt, sagte Mathias Jud auf Anfrage. Allerdings hätte das chinesische Konsulat es ihnen nicht erlaubt, nach dem ersten «korrekten» aber abgelehnten Visumsantrag einen neuen zu stellen. «Man sagte uns lediglich, es werde eventuell nochmals in Erwägung gezogen», sagte Jud.
Die Anweisung komme direkt aus Peking, hiess es bei dem erwähnten Treffen in Bern. Er sehe es auch aus zeitlichen Gründen nicht als realistisch an, dass der Aufenthalt in Chongqing noch zustande komme, sagte Jud. «Sie haben unsere Reise verunmöglicht.»