Exportweltmeister China hat zum Jahresende einen Absturz verhindert. Zwar fielen die Ausfuhren im Dezember den sechsten Monat in Folge – allerdings nur um 1,4 Prozent zum Vorjahr. Schlimmeres verhinderte die anziehende Nachfrage aus Europa und Australien.
Dagegen schrumpften die Geschäfte mit den USA, Japan und vielen anderen asiatischen Ländern
Experten hatten mit einem Export-Einbruch von acht Prozent gerechnet, nachdem es im November bereits um 6,8 Prozent nach unten gegangen war. «Das gibt noch nicht den Trend für 2016 vor», warnte der Sprecher der Zollbehörde, Huang Songping, am Mittwoch in Peking vor allzu hohen Erwartungen. «Die Lage bleibt ernst im ersten Quartal.»
Erfolg für die Regierung
Heftige Börsenturbulenzen und eine kräftige Abwertung der Landeswährung Yuan hatten weltweit die Sorge vor einer Flaute in der nach den USA zweitgrössten Volkswirtschaft ausgelöst. Die Regierung versucht gegenzusteuern mit einem Mix aus Investitionen in die Infrastruktur und einer lockeren Geldpolitik. Sie beteuerte, dass 2015 trotz aller Schwierigkeiten das Wachstumsziel von rund sieben Prozent erreicht worden sei.
Ökonomen und viele Investoren reagierten erleichtert auf die Exportdaten. «Sie belegen, dass es trotz der Turbulenzen an den chinesischen Finanzmärkten in den vergangenen Monaten keine grosse Verschlechterung der Konjunktur gab», sagte Analyst Daniel Martin vom Analysehaus Capital Economics.
«Der Aussenhandel präsentiert sich zum Jahresende 2015 robuster als erwartet», sagte auch Volkswirt Frederik Kunze von der NordLB. «Das liefert ein Argument dafür, dass die die heftigen Bewegungen an den Aktien- und Devisenmärkten nicht realwirtschaftlich begründet sind.»
Erleichterung an den Börsen
In Tokio machte der Leitindex Nikkei deshalb kräftig Boden gut und schloss 2,9 Prozent höher bei 17’715 Punkten. Damit konnte er erstmals in diesem Jahr zulegen. Auch in Taiwan, Südkorea und anderswo ging es bergauf. An den chinesischen Börsen in Shanghai und Shenzhen ging es dagegen nach anfänglichen Gewinnen wieder bergab. Die Anleger blieben sehr nervös, erklärten Analysten.
Insgesamt schrumpfte Chinas Aussenhandel – also Ex- und Importe zusammen – im vergangenen Jahr um acht Prozent auf umgerechnet knapp rund 3,6 Billionen Dollar. Die Regierung hatte dagegen ein Wachstumsziel von sechs Prozent ausgegeben.
Die Importe sanken im Dezember bereits den 14. Monat in Folge, mit 7,6 Prozent fiel der Rückgang aber ebenfalls deutlich geringer aus als erwartet. Gleichzeitig kletterten die Rohölimporte auf einen Rekordwert. Prompt konnten sich die Ölpreise am Mittwoch ein wenig von ihrer jüngsten Talfahrt erholen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar kostete am Morgen 31,19 US-Dollar. Das waren 33 Cent mehr als am Vortag.