Das Wirtschaftswachstum in China ist auf den niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren gefallen. Im vierten Quartal 2011 wurden nur noch 8,9 Prozent erreicht. Damit ergibt sich für das gesamte Jahr ein Wachstum von 9,2 Prozent.
Dies teilte das Statistikamt in Peking mit. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Erde wird nach Expertenangaben in diesem Jahr voraussichtlich nur noch etwas mehr als acht Prozent wachsen. 2010 war noch ein Plus von 10,4 Prozent erzielt worden.
Ursachen für das langsamere Wachstum sind der Rückgang der Nachfrage auf Chinas Exportmärkten, die knappe Geldpolitik im Kampf gegen die hohe Inflation und die Stagnation auf dem überhitzten Immobilienmarkt in China.
Nach der Abschwächung des Inflationsdrucks und wegen der „düsteren“ Aussichten für die Exportindustrie verdichteten sich Spekulationen, dass die Regierung den Geldhahn doch wieder etwas aufdreht, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Wegen dieser Aussichten reagierte die Börse in Shanghai mit einem Anstieg des Aktienindexes um 4,18 Prozent. Die Stimmung war auch deswegen positiv, weil noch schlechtere Wachstumszahlen erwartet worden waren.
Kompliziertes Umfeld
„Da die Inflation nachgelassen hat, hat die Regierung in der Zukunft mehr Raum für eine Feinabstimmung seiner makroökonomischen Politik“, sagte der Forscher Zhang Xiaojing von der Akademie der Sozialwissenschaften der Nachrichtenagentur Xinhua.
Auch der Leiter des Statistikamtes Ma Jiantang gab sich zuversichtlich: „Obwohl das Wachstum des Bruttoinlandprodukts im Quartal niedriger ausgefallen ist, liegt es in einem angemessenen Rahmen, und die wirtschaftlichen Grundlagen haben sich nicht verändert.“ Das Wachstum liege auf einer Linie mit der Wirtschaftspolitik.
China stehe in diesem Jahr aber vor einem „sehr komplizierten Umfeld“, sagte der Statistikchef und verwies auf die schlechte Konjunktur in den USA und Europa, die Turbulenzen auf den globalen Finanzmärkten und den Anstieg von Protektionismus im Welthandel.