Bisher galt der Nahe Osten als Wiege der Rinderzucht. Doch neue Knochenfunde zeigen: Auch im heutigen China hielten die Menschen schon vor mehr als 10’000 Jahren Kühe.
Vor 10’500 Jahren domestizierten die Menschen im heutigen Iran eine kleine Gruppe von rund 80 weiblichen Auerochsen, wie der Onlinedienst «wissenschaft.de» heute schrieb. Aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass alle lebenden Hausrinder von dieser Urherde abstammen.
Hingegen leben die buckeligen Zebu-Rinder Südasiens erst seit 8500 Jahren Seite an Seite mit dem Menschen. Doch nun haben Hucai Zhang von der Yunnan Normal University in China und Kollegen bei einer Ausgrabung im Nordosten Chinas den Unterkiefer eines Rindes gefunden, dessen Alter sie auf 10’660 Jahre datieren konnten, wie sie in der Fachzeitschrift «Nature Communications» berichten.
Spezielle Abnutzungserscheinungen an den Backenzähnen weisen darauf hin, dass es sich nicht um ein Wildrind handelte. Auch stammt der Unterkiefer nicht von einem buckeligen Zebu, sondern von einem Wiederkäuer mit geradem Rücken. Genuntersuchungen ergaben jedoch, dass das Tier nicht zu den Vorfahren heutiger Rinder gehört.
Rind mehrfach domestiziert
«Unsere Daten legen nahe, dass die ersten Versuche zur Rinderhaltung in Nordchina vermutlich einige tausend Jahre früher stattfanden als die Einführung jeder Hausrinder, die Vorfahren des heutigen Bestandes sind», schreiben die Forscher im Fachartikel. Bisher war Nordchina noch nie als eine mögliche Wiege der Rinderzucht betrachtet worden.
«Der Fund ist einzigartig», kommentierte Michael Hofreiter von der University of York, der an der Studie beteiligt war. «Er belegt, dass die Domestizierung von Rindern, ähnlich der von anderen Arten wie Schweinen oder Hunden, eher ein komplexer Prozess als ein plötzliches Ereignis war.»