Der kremlkritische Dokumentarfilm „Der Fall Chodorkowski“ von Cyril Tuschi hat in Moskau einen Publikumsansturm erlebt. Der Streifen um Russlands berühmtesten Häftling, den Kremlkritiker Michail Chodorkowski, eröffnete am Freitag das Dokfilmfestival Artdocfest.
Wegen des Zulaufs mussten die Organisatoren eine zweite Vorführung am Abend ansetzen, wie das Kino Chudoschestwenny in einem Aushang mitteilte. Die Vorführung nur rund 500 Meter vom Kreml entfernt und unmittelbar vor der Parlamentswahl am Sonntag galt als Sensation.
„Ich glaube, es tut sich etwas in Russland, die Menschen werden mutiger. Auch in St. Petersburg hat ein Kinobetreiber den Streifen ins Programm genommen. Viele Russen wollen den Film sehen“, sagte Tuschi in einem Telefonat kurz vor dem Abflug nach Moskau.
Chodorkowski gilt als schärfster Kritiker des russischen Premiers Wladimir Putin. „Leider haben alle grossen russischen Verleiher trotz Interesse an dem Film abgesagt, da sie fürchten, ihr Gesamtgeschäft würde dann leiden“, hatte Tuschi schon zuvor gesagt.
Der Filmemacher zeichnet das Schicksal des einst reichsten Mannes Russlands nach. Chodorkowski, der den inzwischen zerschlagenen Ölkonzern Yukos geführt hatte, ist von internationalen Menschenrechtsorganisationen als politischer Gefangener anerkannt.