Nach Roger Federer findet auch Kei Nishikori im US-Open-Final kein Mittel gegen Marin Cilic. Der 25-jährige Kroate braucht nur 1:54 Stunde, um den Japaner 6:3, 6:3, 6:3 vom Platz zu fegen.
Cilic, noch die Nummer 16 der Welt, ist der erste kroatische Grand-Slam-Champion seit seinem aktuellen Trainer Goran Ivanisevic 2001 in Wimbledon. Für den Erfolg kassierte er ein Preisgeld von drei Millionen Dollar; in der Weltrangliste verbessert er sich auf den neunten Platz, eine Position hinter seinem Finalgegner vom Montagabend.
Die beiden Überraschungsfinalisten boten den Zuschauern in ihrem jeweils ersten Grand-Slam-Final kein Spektakel. Zu überlegen agierte Marin Cilic. Wie Roger Federer im Halbfinal am Samstag konnte ihn der erste Asiate in einem Major-Final nie in Bedrängnis bringen. Im ersten Game erarbeitete sich Nishikori eine Breakchance, die er nicht nützen konnte. Danach rannte er konstant einem Rückstand hinterher. Der Kroate war in jeder Beziehung überlegen, schlug wenig überraschend viel mehr Winner (38:19), beging aber auch weniger Fehler (27:30). Vor allem beim Aufschlag hatte Cilic, mit 1,98 Meter 20 Zentimeter grösser als sein Gegner, riesige Vorteile.
Insgesamt nahm Cilic Nishikori fünf Mal den Service ab. Nur einmal schien er gegen Ende kurz nervös zu werden. Bei 4:2 rettete er sich aber aus einer heiklen Situation, wehrte drei Breakbälle ab und war danach nicht mehr gefährdet. «Das war entscheidend, dass ich da Führung ausbauen konnte», bestätigte Cilic. Nach weniger als zwei Stunden servierte er souverän aus, wie gegen Federer beendete er die Partie mit einem Rückhand-Winner – und liess sich freudetrunken auf den Rücken fallen.
«Das ist der Lohn für jahrelange harte Arbeit», sagte er. «Das grösste Verdienst gehört Goran Ivanisevic, weil er mich gelehrt hat, Freude am Tennis zu haben.» Es sei wie ein Wunder und fühle sich völlig unwirklich an. «Das hätte ich vor dem Turnier nie gedacht», gab er zu. «Die Abreise war eigentlich für den Dienstag vorgesehen.» Den Dienstag vor einer Woche wohlgemerkt.
Nishikori, der nie an die Leistungen gegen Stan Wawrinka und Novak Djokovic anknüpfen konnte, akzeptierte die deutliche Niederlage ohne Umschweife. «Er war zu gut, ich konnte nicht mein Spiel aufziehen.» Möglicherweise war er nach den kräftezehrenden Partien gegen Milos Raonic, Wawrinka (je fünf Sätze) und Djokovic (vier) auch ganz einfach zu müde.