Iowa hat gewählt – und Donald Trump entzaubert. Er wurde bei den Republikanern nur zweiter hinter dem erzkonservativen Senator Ted Cruz. Bei den Demokraten hätte es fast eine Überraschung gegeben.
Ex-Aussenministerin Hillary Clinton holte sich bei den Demokraten in der Nacht zum Dienstag nur mit hauchdünnem Vorsprung den Sieg vor Bernie Sanders, dem linken Senator aus Vermont.
Gemäss 99 Prozent der übermittelten Stimmen lag Clinton bei 49,9 Prozent, Sanders bei 49,6 Prozent. Clintons Wahlkampfteam erklärte die Ex-Ministerin zur Siegerin. Statistisch gebe es keine Möglichkeit, dass sich das Ergebnis noch drehe.
Ex-Gouverneur Martin O’Malley stieg aus dem Rennen um das Weisse Haus aus, nachdem er nur ein halbes Prozent der Stimmen geholt hatte. Damit bleiben nur mehr Clinton und Sanders als demokratische Kandidaten.
Starker dritter Platz für Rubio
Cruz, der erzkonservative Senator aus Texas, verwies mit 27,7 Prozent Trump (24,3 Prozent) auf Platz zwei. Für den Immobilien-Milliardär aus New York ist das eine schmerzliche Niederlage in seiner ersten Wahl überhaupt. Trump sagte aber, er fühle sich mit Platz zwei geehrt.
Auf einem sehr starken dritten Platz landete bei den Republikanern Marco Rubio, Senator aus Florida, mit 23,1 Prozent ganz knapp hinter Trump. In einer ersten Reaktion sagte er, er wolle die Partei im weiteren Wahlkampf wieder einen. Rubio gilt als Kompromisskandidat mit gemässigterem Zuschnitt als Cruz und Trump.
Alle weiteren Kandidaten, darunter der frühere Gouverneur von Florida, Jeb Bush, landeten abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Der frühere Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, erklärte nach der Wahl seinen Rückzug aus dem Rennen.
Die US-Vorwahlen werden schon in der nächsten Woche im nordöstlichen Bundesstaat New Hampshire fortgesetzt. Bei den Demokraten liegt dort Sanders nach Umfragen deutlich in Front. Der 74 Jahre alte Senator mit einem für US-Verhältnisse dezidiert linken Programm kommt aus dem Nachbarstaat Vermont. Bei den Republikanern führt Trump in New Hampshire mit deutlichem Vorsprung.
Iowa hat Signalwirkung
Nach den Vorwahlen werden Demokraten und Republikaner im Sommer bei grossen Parteitagen mit Tausenden Delegierten ihren Präsidentschaftskandidaten benennen. Insgesamt muss ein Kandidat in den Vorwahlen bei den Republikanern 1237 Delegierte auf sich vereinen, bei den Demokraten sind es 2382 Delegierte.
In dieses Rennen schickt Iowa 30 Delegierte bei den Republikanern und 44 bei den Demokraten. Auch wenn der Agrarstaat zahlenmässig eine untergeordnete Rolle spielt, kommt Iowa doch eine wichtige Signalwirkung zu.
In den vergangenen Jahrzehnten wurde kein Bewerber Präsident, der in Iowa nicht mindestens auf Platz 3 gekommen war. Allerdings schaffte es bei den Republikanern der Sieger in Iowa weder 2008 noch 2012, als Präsidentschaftskandidat der Partei nominiert zu werden.
Sanders sagte vor begeisterten Anhängern, vermutlich würden die Delegiertenstimmen der Demokraten auf Clinton und ihn geteilt. Bei den Republikanern müssen die 30 Iowa-Delegierten für Cruz stimmen.
Das Ergebnis von Iowa könnte vor allem für die Wahlkampagne der hoch favorisierten Clinton zur Last werden. Zwar wird ihr in der übernächsten Vorwahl in South Carolina ein hoher Sieg über Sanders vorhergesagt. Doch die überraschende Stärke ihres parteiinternen Widersachers beim Start macht ihr zu schaffen.
Parteianhänger diskutieren und stimmen ab
In Iowa wurde nach einem Caucus-Verfahren gewählt. In 1681 Wahlkreisen fanden sich die Anhänger beider Parteien zu Wahlversammlungen zusammen und diskutierten. Bei den Demokraten wurde dann offen, bei den Republikanern geheim abgestimmt.
In den nächsten Wochen und Monaten finden Vorwahlen und Caucuses in 50 Staaten und sechs US-Aussengebieten statt. Einen Nachfolger für Barack Obama und damit ihren 45. Präsidenten wählen die Amerikaner am 8. November.