Nestlé bekommt gleich von zwei Anbietern auf einmal Konkurrenz für das Kaffeesystem Nespresso. Die Coop-Tochter Fust kündigte am Pfingstsonntag neue Kaffeekapseln an, die mit den Maschinen von Nespresso kompatibel sind. Am Pfingstmontag folgte Migros mit einer Ankündigung.
„Die Kapselvariante der Migros, die auf einer eigenständigen technischen Lösung basiert, verletzt weder die Formmarke, noch die bestehenden Patente Nestlés“, sagte Migros-Sprecherin Monika Weibel auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Der Zeitpunkt der Lancierung zeitgleich mit Fust sei Zufall.
Während Migros bei ihrem neuen Portionenkaffee den Preis in den Vordergrund stellt, betont Fust in seiner Mitteilung vom Sonntag die Exklusivität der italienischen Marke. „Die Kapseln sind bereits in sechs europäischen Ländern auf dem Mark“, sagte Unternehmensleiter Thomas Giger auf Anfrage der sda. Auch Fust sehe keine patentrechtlichen Verstösse.
Die Nespresso-Kapseln sind Gegenstand zahlreicher juristischer Auseinandersetzungen. Nestlé sieht Markenrechte und Patente verletzt.
Die Europäische Patentorganisation (EPO) hat das Patent auf den Nespresso-Kaffeekapseln zwar unter Einschränkung bestätigt. Der amerikanische Konsumgüterhersteller Sara Lee hat allerdings Berufung gegen das Urteil eingelegt.
Gemeinsam mit dem schweizerischen Kaffeekapselanbieter Ethical Coffee Company (ECC), dem französischen Handelskonzern Casino und der belgischen Beyers Coffee hatten die Amerikaner die Gültigkeit des Patents im Jahr 2010 angefochten.
In der Schweiz sind Denner, Media Markt und Saturn mit kompatiblen Kaffeekapseln ins Visier von Nestlé geraten. Bei Denner kann man die Produkte zumindest vorübergehend kaufen, bei den Elektronikketten steht ein Entscheid noch an. Das letzte Wort haben in allen Fällen jeweils die Gerichte.
Gutes Geschäft
Die Kaffeekapseln sind ein gutes Geschäft. Die Migros führt mit „Delizio“ bereits ein eigenes System. Der Discounter Aldi setzt in der Schweiz auf das Martello-Kapselsystem, das auch bei Coop erhältlich ist.
Die Lebensmittelketten Spar und Lidl „beobachten“ die Entwicklung um die Nespresso-kompatiblen Kapseln. Spar führt derzeit Systeme wie Tassimo oder Nestlés „Dolce Gusto“, während Lidl gar keine Kaffeekapseln anbietet.
Vom Siegeszug der Kaffeekapsel will nun auch die US-Kaffeehaus-Kette Starbucks profitieren: Noch vor dem Weihnachtsgeschäft sollen Kaffeemaschinen für Einzelportionen und Kapseln mit Starbucks-Logo verkauft werden, sagte der Juniorchef der mit der Produktion beauftragten deutschen Firma Krüger, Marc Krüger, der deutschen Zeitung „Welt am Sonntag“.