Der «Costa Concordia»-Unglückskapitän Francesco Schettino muss sich für die Havarie des Kreuzfahrtschiffes vom 9. Juli an vor Gericht verantworten. Schettino werden unter anderem fahrlässige Tötung und Körperverletzung, Havarie und das Verlassen des Schiffes während der Evakuierung vorgeworfen.
Ein Richter im toskanischen Grosseto entschied am Mittwoch nach mehrwöchigen Anhörungen, dass Schettino sich in einem Strafprozess verantworten muss. Bei der Havarie der «Costa Concordia» vor der Insel Giglio im Januar 2012 starben 32 Menschen. Weitere Beweisanträge der Verteidiger wies das Gericht in der Voranhörung zurück.
«Wir haben den maximalen Respekt vor der Entscheidung des Gerichts, das meint, dass nicht hier der Ort ist, um alle Fragen zu untersuchen, sondern die Hauptverhandlung», sagte Schettinos Anwalt Domenico Pepe. Er hatte zuvor beantragt, unter anderem das Material der «Costa Concordia» und die Funktionsfähigkeit der Schotten überprüfen zu lassen.
Mit fünf weiteren Beschuldigten – zwei Offizieren, dem Steuermann, dem «Costa»-Krisendirektor und dem Hotelmanager des Schiffes – hatte sich die Anklage auf Verhandlungen über das Strafmass verständigt, um sie ohne Beweisaufnahme verurteilen zu können. Das Gericht will am 8. Juli entscheiden, ob es dieses Vorgehen zulässt.
Hunderte Nebenkläger
Der erwartete Mammutprozess gegen Schettino soll dann einen Tag später vor dem Gericht in Grosseto beginnen. Hunderte Opfer und Angehörige, die Insel-Kommune Giglio und die Kreuzfahrtgesellschaft hatten angekündigt, in dem Prozess als Nebenkläger aufzutreten.
«Ich bin zufrieden, jetzt gehen wir in die Hauptverhandlung. Ich glaube nicht, dass dort neue Fakten auftauchen», sagte Staatsanwalt Francesco Verusio. Er betonte, dass Schettino aus seiner Sicht der Hauptverantwortliche für das Unglück sei. Dem Kapitän drohe in dem Verfahren eine Haftstrafe von bis zu 20 Jahren.
Schettino steht seit der Havarie des Schiffes mit mehr als 4200 Passagieren an Bord im Mittelpunkt der Ermittlungen. Ihm wird vorgeworfen, den 290-Meter-Koloss aus Leichtsinn zu nah an die Küste gesteuert zu haben, um dem Hafen einen traditionellen Seemannsgruss zu entrichten. Zudem soll er noch vor Abschluss der Evakuierung das Schiff verlassen haben.
Das Wrack der «Costa Concordia» liegt noch immer vor der Küste von Giglio. Seit mehr als einem Jahr bemüht sich eine US-Bergungsfirma, das Schiff wieder aufzurichten, um es zum Abwracken in einen Hafen zu bringen.