Die rechte Hand von Kapitän Francesco Schettino, Dimitrios Christidis, hat nach der Havarie der «Costa Concordia» um dessen Leben gebangt. «Ich dachte, er wollte sich nach dem Unglück das Leben nehmen», berichtete der zweite Kapitän an Bord vor Gericht.
Christidis wurde am Dienstag in der toskanischen Stadt Grosseto als Zeuge im Prozess um das Unglück des Kreuzfahrtschiffes im Januar 2012 befragt. Er sagte aus, er habe mit anderen 40 Überlebenden mit einer Schaluppe den Felsen vor der Insel Giglio erreicht, auf den auch Schettino geflüchtet war.
«Kapitän Schettino telefonierte und blickte in Richtung des Schiffs», berichtete der Zeuge. «Ich sagte ihm, er solle die Passagiere wegführen, denn es war sehr kalt.» Doch Schettino habe geantwortet, dass er vom Felsen aus die Hilfsaktion organisieren wolle.
«Daraufhin antwortete ich Schettino: ‚Sie können hier gar nichts organisieren, wir sitzen auf einem Felsen!‘. In Wahrheit wollte er allein auf dem Felsen bleiben. Ich dachte, dass er sich das Leben nehmen wollte», berichtete Christidis.
«Flucht vor Verantwortung»
Der mit den Ermittlungen um das Unglück beauftragte Staatsanwalt Francesco Verusio bekräftigte seine Vorwürfe gegen den Kapitän. «Schettino ist ein Mensch auf der Flucht vor seiner Verantwortung», erklärte der Staatsanwalt. Die nächsten Verhandlungen im Prozess um die Havarie mit 32 Toten ist am 25. und 26. November vorgesehen.
Die Costa Concordia war am 13. Januar 2012 vor der italienischen Insel Giglio auf einen Felsen gefahren und havariert. 32 Menschen starben bei dem Unglück. Der 52-jährige Schettino muss sich seit Juli als einziger Angeklagter vor Gericht verantworten.
Ihm werden unter anderem fahrlässige Tötung und Körperverletzung vorgeworfen. Zudem soll er viel zu spät eine Evakuierung des Schiffs angeordnet und es verlassen haben, obwohl noch Passagiere an Bord waren.