Brady Dougan mistet aus, wo er kann: Mit dem energischen Abbau von Risikopapieren will der Konzernchef die Credit Suisse (CS) fit für die Zukunft machen. Im vierten Quartal 2011 verursachte seine Politik zusammen mit der allgemeinen Finanzmarktkrise bei der Grossbank aber erst einmal einen unerwartet hohen Verlust.
Das Minus für die Monate Oktober bis Dezember beträgt 637 Mio. Franken, nach einem Gewinn von 841 Mio. Fr. im Vorjahresquartal. Für das Gesamtjahr 2011 kann die CS noch knapp zwei Milliarden Gewinn ausweisen, nach 5,1 Mrd. im Vorjahr. 2011 war auch das Jahr, in dem die CS massiv zu sparen begann, was 3500 Stellen kostet.
Dougan nannte 2011 am Donnerstag ein „Jahr des Übergangs“. Laut dem Konzernchef belasten diverse Massnahmen zur Neuausrichtung die Bank mit fast einer Milliarde Franken. Die CS habe sich von unprofitablen Geschäften verabschiedet, vor allem mit festverzinslichen Wertpapieren.
Die CS will dem verschärften Bankenregulierungsregime auch mit dem Abbau von Risikopapieren Rechnung tragen. Von 331 Mrd. Dollar Mitte 2011 sollen die so genannten risikogewichteten Aktiven gemäss dem Kapitalregelwerk Basel-III auf 190 Mrd. Dollar Ende 2012 schrumpfen. Dougan hat das Programm inzwischen gar beschleunigt.
CS will Erste sein
Den Verdacht, dass die CS die Papiere bei ungünstigen Marktverhältnissen verkaufte, versuchte Dougan mit Blick auf die Konkurrenz zu zerstreuen. Er wolle die Risikopapiere loswerden, bevor die ganze Branche losrenne und diese auf den Markt werfe, sagte er im Gespräch mit Journalisten in Zürich.
Abgesehen von den Kosten läuft auch das Kerngeschäft der CS harzig. Dougan selbst bezeichnete die Zahlen, die sein Finanzchef David Mathers vor den Medien erläuterte, als „enttäuschend“. Die ohnehin nicht erfolgsverwöhnte Investmentbank muss für das vierte Quartal einen Verlust vor Steuern von 1,31 Mrd. Fr. ausweisen.
Zurückhaltende Kunden und die wegen der Schuldenkrise ins Stocken geratenen Finanzmärkte seien neben den Kosten für die Neuausrichtung der Grund, hiess es vom Management. Im vierten Quartal 2010 hatte die Bank trotz schon damals grosser Schwierigkeiten noch 558 Mio. Fr. verdient.
Reiche Kunden gewonnen
Auch beim zweite Standbein der „Bank der Milliardäre“, der Vermögensverwaltung für reiche Kunden (Private Banking), reichte es noch zu einem Vorsteuergewinn von 467 Mio. Franken, nach 824 Mio. Fr. im Vorjahresquartal. In der Sparte zeigt sich allerdings auch der Einfluss des starken Frankens, weil ein Teil der Erträge in Fremdwährung hereinkommt, viele Kosten aber in Franken anfallen.
Dafür gelang es der CS im Privatkundengeschäft, hohe Summen an Neugeldern anzuziehen. Weil im Asset Management aber durch den Ausstieg aus gewissen Geschäften ein Geldabfluss stattfand, weist die Bank insgesamt für 2011 einen Netto-Neugeldzufluss von 40,9 Mrd. Fr. aus. Im Vorjahr waren es 69 Mrd. Fr. gewesen.
2012 soll die Lage der Bank besser werden, versprach Konzernchef Dougan. In den ersten Wochen des Jahres habe sich ein positiver Trend abgezeichnet.