Kürzlich hat ein guter Freund mit viel Überredungskunst unsere dienstägliche Besprechung der Weltlage unter besonderer Berücksichtigung der Basler Box-Kultur vom Feldbergstrassen-Graziella in die Confiserie Bachmann an der Schifflände verschoben. Okay, ich gebe es zu, ich habe mich kaufen lassen. «Kaffee auf mich» war die entscheidende SMS.
Bezahlt habe ich meine Käuflichkeit mit einem Espresso, der so schwach war, dass es einem Wunder gleich kam, dass er den Weg von der Maschine in meine Tasse zurücklegen konnte. Einziger Wachmacher an diesem traurigen Tässchen war der doch recht optimistische Preis von fünf Franken und zehn Rappen (in Worten: fünf Franken und zehn Rappen). Getröstet wurde ich durch ein hervorragendes Schokoladenbrötchen.
Missbrauch unschuldiger Kaffeebohnen
Aber wäre es nicht an der Zeit, dem Missbrauch unschuldiger Kaffeebeeren Einhalt zu gebieten, die ein entwürdigendes Ende als ungeniessbare Pfütze nehmen? Ich bin immer wieder erstaunt, was in der hiesigen Gastronomie für teures Geld kaltblütig unter der Bezeichnung Espresso angeboten wird. Eigentlich müsste es ja möglich sein, als sogenanntes «Café» eine vernünftige Maschine hinzustellen, die den weitgereisten Bohnen die nötige Ehre erweist. Ist es aber offenbar nicht.
Naja, egal. Inzwischen weiss ich, an welchen Orten es sich lohnt, Geld in einen Espresso zu investieren. Und für zuhause habe ich mir nach langem Hin und Her eine Kolbenmaschine plus Kaffeemühle gekauft. Das ist nicht ganz billig. Aber mit all den nicht bestellten Pseudo-Espressi nach dem Mittagsmahl habe ich die rund 1200 Franken bald wieder drin; behaupte ich einfach mal.
Jetzt steht sie bei mir zuhause, die Isomac Zaffiro, glänzt und sieht erstmal einfach saugut aus. Daneben eine Kaffeemühle namens Compak K3 Touch. Jetzt geht es darum, den richtigen Mahlgrad für die jeweilige Kaffeeröstung zu finden, damit der perfekte Espresso aus der Zaffiro kommt. Ja, da muss man etwas rumspielen. Und ja, so eine Maschine gibt mehr zu putzen als ein George-Clooney-Modell.
Aber dafür ist die Befriedigung auch viel grösser, wenn fliesst, was bei einem Espresso eben fliessen muss: Crema, Crema, Crema! Für die Zurschaustellung von Crema-Fetischismus hat sich auf dem Netz übrigens ein etwas deftiger Ausdruck etabliert: Espresso Porn.
Und wenn Sie nach diesem Beitrag das Gefühl haben, Journalisten seien allesamt Koffein-Junkies, dann könnten Sie im Grossen und Ganzen recht haben.
- Produkt: «Isomac Zaffiro»
- Bezugsquelle: Internet-Shops
- Preis: Ab ca. 740 Euro (Preisvergleiche lohnen sich).